Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

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nämlich die rothen Farbenstrahlen längere Wellen und kleinere Vibra 
tionsgeschwindigkeit, die violetten Strahlen halb so lange Wellen 
und doppelte Geschwindigkeit. Die größere Vibrationsgeschwindig 
keit erfordert geringere Wellenlänge, damit die Fortpflanzungs 
geschwindigkeit beider Farben gleich sei. Die zwischen roth und 
violett liegenden Farben bilden zwischen beiden einen Uebergang hin 
sichtlich der Wellenlängen und Vibrationsgeschwindigkeiten, ohne daß 
jedoch eine dem Uebergange der Farben entsprechende gleichmäßige 
Abstufung besteht. 
Da man im Allgemeinen die Farben orange, grün und violett 8. 50. 
als Mischfarben aus roth und gelb, gelb und blau, blau und roth 
ansieht, so pflegt man die Farben roth, gelb und blau des Spec- 
trums Hauptfarben zu nennen. Es entstehen jene Mischfarben 
des Spectrnmö jedoch keineswegs ans Vermischung der benachbarten 
Hauptfarben und sie können auch nicht in diese zerlegt werden. 
Denn durchlöchert man den Schirm z. B. an der Stelle, an welcher 
sich die grüne Farbe im Spectrum zeigt, und läßt diese grünen 
Strahlen abermals durch ein hinter die Oeffnung gehaltenes Prisma 
gehen, so werden sie hierdurch zwar von neuem gebrochen, keines 
wegs aber in gelb und blau zerlegt, sie bleiben vielmehr grün. 
Läßt man die bei dem (§. 49) mit dem Prisma angestellten 8- 51. 
Versuche in divergirende Richtungen ausgebreiteten Farbenstrahlen 
durch eine Glaslinse (oder auch ein dem ersten Prisma paralleles 
anderes Prisma mit demselben brechenden Winkel, dessen brechende 
Kante jedoch entgegengesetzte Lage hat) gehen und fängt sie in der 
Entfernung des Brennpunktes der Linse wiederum auf einem weißen 
Schirme auf, so zeigen sich auf diesem sämmtliche farbigen Strahlen 
wieder zu einer weißen Lichterscheinung vereinigt, so, als wenn 
diese von directem, ungebrochenem Lichte herrührte. Schließt man 
aber von diesem zweiten Durchgänge eine oder mehrere Farben aus, 
so ergiebt die Vereinigung der übrigen nicht weißes Licht, sondern 
die complementäre Farbe (s. §. 52) der ausgeschlossenen Farben. 
Es ist hiernach zur Erscheinung weißen Lichtes die Vereinigung aller 
prismatischen Farben erforderlich. 
Wenn man nur die drei sogenannten Hauptfarben in Betracht 8- 52. 
Gennerich, Perspective. 3
	        
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