Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

Die Hornhaut hat das Permögen, sich, je nach der Entfernung 
des zu sehenden Gegenstandes und der demnach nöthigen stärkeren 
oder schwächeren Brechung der von ihm ausgehenden Strahlen, ge 
wölbter oder flacher zu gestalten. Den hierbei eintretenden Ver 
änderungen des Raumes hinter der Hornhaut folgt die denselben 
ausfüllende wässerige Feuchtigkeit und unterstützt durch diese ihre 
eigene Gestaltveränderung die Thätigkeit der Hornhaut. . 
Der Strahlenkörper scheint das Vermögen zu besitzen, die 
brechenden Medien des Auges hinsichtlich ihrer Stellung und Form 
und dabei die Tiefe des Augapfels von der Hornhaut bis zur Netz 
haut zu verändern, sodaß er das Brechungsvermögen der Medien 
verstärken oder vermindern kann. 
Durch die Oesfnung der Iris, die Pupille, dringt das durch 8. 
die Hornhaut und die wässerige Feuchtigkeit schon gebrochene Licht 
in das Innere des Augapfels. Indem die Iris diese Oesfnung zu 
vergrößern oder zu verkleinern vermag, dient sie, je nachdem das 
eindringende Licht zu schwach oder zu stark ist, um ein deutliches 
Sehen zuzulassen, dazu, ein größeres oder kleineres Lichtbüschel in 
das Auge einzulassen. Zugleich fängt sie, da der Durchmesser der 
Pupille gewöhnlich kleiner ist als der der Krystalllinse, vor dieser 
die Randstrahlen (s. 8- 39) auf. Das der Hornhaut, dem Strahlen 
körper und der Iris beiwohnende Vermögen, ihre Gestalt zu ver 
ändern, um das Auge für gewisse Umstände einzurichten, nennt 
man das Einrichtungsvermögen des Auges. 
Die Netzhaut vertritt im Auge die der Oesfnung gegenüber- 8. 
liegende Wand der Camera obscura. Auf ihr entstehen, wie in 
diesem Apparate, von allen vor dem Auge befindlichen Objecten 
vollkommen treue Bilder (natürliche oder physische Bilder, 
Netzhautbilder). Das Auftreten derselben kann man auf der 
Netzhaut eines aufgeschnittenen großen Thierauges, etwa dem eines 
Rindes, objectiv beobachten. Während jedoch die hier wie in der 
Camera obscura auftretenden Bilder als objective Erscheinungen 
für ein außerhalb befindliches Auge dastehen, vertritt die Netzhaut 
in Verbindung mit dem Sehnerven, gewissermaßen durch Betastung 
des Bildes, dieses Auge zugleich mit. Den verschiedenartigen Reiz
	        
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