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und es entstehen hieraus Netzhautbilder, denen gleich, welche das
natürliche Object selbst hervorbringen würde, mit dem Unterschiede
allein, daß sie nicht farbig sind. Aus der unwillkührlichen Com
bination beider bildet sich in dem Beschauer die Vorstellung von
einem natürlichen Objecte.
Die Wichtigkeit zweier sich ergänzenden Netzhautbilder für die 8- 120.
Vollkommenheit der Wahrnehmung wird besonders verständlich in
Fällen, wo man Theile eines Objectes unvermuthet je mit nur einem
A^ge erblickt. Blickt man z. B., wie Fig. 37 erläutern soll, mit
beiden Augen A und A' zugleich F-. ... ----- ^
aus einem dunklen Raume durch \ \ / /
— \ \ / /
eine Spalte SP, deren Breite \ \j /
geringer ist als der Abstand der \ l /
Augenmittelpunkte von einander,
nach einer Hellen Fläche F L, so
sieht jedes Auge eine andere Stelle
dieser Fläche: das Auge A sieht
nämlich nur die Stelle d e, das
Auge A' nur die Stelle b c. Die
Stelle cd wird gar nicht gesehen
oder erscheint vielmehr so dunkel Fig- 37.
wie die Grenzen der Spalte SP. Man empfindet unter diesen Um
ständen deutlich eine Beschränktheit in der Wahrnehmung der Stellen
b c und d e.
Dasselbe ist der Fall, wenn man einen schmalen Körper, etwa 8. 121.
einen Finger, in geringer Entfernung von den Augen senkrecht hält,
und zu beiden Seiten neben ihm vorbei nach einer Hellen Wand
blickt. Man sieht in diesem Falle, dem in §. 116 Gesagten gemäß,
nicht allein den Finger doppelt, sondern es sind auch die beiden
Stellen der Wand minder deutlich wahrnehmbar, welche der Finger
jedem einzelnen der beiden Augen deckt.
Es wird hierbei nicht allein das Urtheil über die räumliche 8- 122.
Ausdehnung der je von nur einem Auge gesehenen Stellen unsicher,
sondern auch die scheinbare Lichtstärke der letzteren erleidet eine be
trächtliche Verminderung. Inwieweit dies der Fall ist, davon kann
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