Full text: Die Perspektive als selbständige Darstellungsweise

Die Schattenperspektive. A. Theorie. 
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auf der beschatteten Fläche erzeugten orthogonalen Riss jedes 
durch sie gelegten Lichtstrahls fällt. 
Am besten beweist diese beiden Behauptungen das Experiment. 
Der orthogonale Riss eines Lichtstrahles ist die Linie (bez. Punkt), die dieser 
deckt, wenn er orthogonal, d. i. rechtwinkelig gegen eine irgendwie gerichtete Fläche (Ebene) 
gedrückt, geworfen, projiziert (daher auch Projektion statt Riss) wird. Risse auf horizontalen 
Flächen sind Horizontalrisse und Risse auf vertikalen Flächen Vertikalrisse. 
A on all den unzähligen Lichtstrahlen, die durch eine z. B. auf horizontaler 
Fläche senkrecht aufsitzende schattenwerfende Gerade gelegt werden können, interessiert 
uns vornehmlich der, der deren lvppfpunkt tangiert Fig. 22, Taf. VIII. Sein 
orthogonaler Riss auf dieser Fläche — ein Horizontalriss — passiert den Fusspunkt 
der Geraden und ist seiner Richtung nach bestimmt durch die Richtung des 
Lichtstrahls. — Gerade, Lichtstrahl und Riss liegen nach all dem Er 
wähnten in einer zur rissetragenden Fläche senkrechten Ebene. Dort schliessen sie ein 
rechtwinkliges Dreieck — ein Lichtstrahlendreieck — ein, dessen rechter Winkel am 
Fusspunkt der Geraden liegt, und dessen Katheten gebildet werden von der Geraden 
einer- und von einem Teile des Lichtstrahlenrisses andererseits. Der Lichtstrahl selbst 
ist Hypotenuse. 
Die Lichtstrahlendreiecke sind in der Schattenperspektive von grösster Bedeu 
tung; denn die „Risskathete*' solcher Dreiecke ist stets identisch mit dem Schlagschatten 
der zugehörigen andern Kathete — der schattenwerfenden Geraden. Es beginnt 
dieser sonach am Fusspunkt „der Geraden“ und endet da, wo „der Lichtstrahl“ „ihn 
schneidet“ — ihn abgrenzt. 
Man beweise auch das durchs Experiment. 
Mithin kommen beim Bestimmen des Schattens einer zur beschatteten Fläche 
senkrechten Geraden zwei Momente in Betracht: das Legen „des Lichtstrahles“ 
durch den Kopfpunkt der Geraden und das Legen „des Lichtstrahlenrisses“ durch 
den Fusspunkt der Geraden. ') 
Wie nun gestaltet sich das Auffinden der Schlagschatten im perspek 
tivischen Bilde und zwar erstens bei Sonnen- und zweitens bei Kerzen 
beleuchtung? 
I. Sonnenbeleuchtung. 
Die bei Sonnenbeleuchtung jeweilig in Betracht kommende eine Richtung 
der Lichtstrahlen hängt ab von dem für die jeweilige Darstellung angenommenen 
«Sonnenstand. Die Sonne aber kann stehen, Mot. 11, Taf. IV: 
1) genau vor dem Beschauer, Schatten I, 
2) „ hinter dem „ „ II, 
3) „ rechts vom „ ,, III, 
4) ,, links „ „ „ IV, 
5) links vor dem „ „ . V, 
6) rechts „ „ „ „ A T I, 
7) rechts hinter dem „ „ AHI, 
8) links ,, „ „ „ VIII» 
’) Es empfiehlt sich, in der Praxis zuerst den Lichtstrahlenriss und dann erst den Lichtstrahl 
^selbst zu legen.
	        
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