Einleitung.
Von einer vollständigen Zeichnung eines Gegenstandes
wird erfordert, dass man aus ihr die Dimensionen des dar
gestellten Gegenstandes mit Bestimmtheit entnehmen kann,
und dass sie auf die Empfindung des Beschauers einen
Eindruck ausübt, der in dem Beschauer eine richtige Vor
stellung von der räumlichen Gestalt des dargestellten Gegen
standes erzeugt. Die erste Forderung wird durch die dar
stellende Geometrie, die zweite durch die bildliche Darstellung
der Beleuchtungserscheinung erfüllt, welche mit der natür
lichen Beleuchtungserscheinung in nächster Uebereinstimmung
ist. Die Erfüllung dieser zweiten Forderung, die Behand
lung der bildlichen Darstellung der Beleuchtungserschei
nungen, welche bei den gesetzmässig gestalteten Flächen
auftreten, ist der Lehrgegenstand der Theorie und Darstellung
der Beleuchtung.
Die Beleuchtungserscheinung eines Gegenstandes ist in
der Natur durch so viele Einflüsse bedingt, dass es unmög
lich ist dieselbe in ihrer ganzen Vollständigkeit nach phy
sikomathematischen Gesetzen zeichnerisch darzustellen. Wir
müssen daher von den mannigfaltigen Bedingungen der
natürlichen Beleuchtung abstrahiren und eine abstracto Be
leuchtungsart substituiren, deren Lichtwirkung auf den
Flächen mit der Lichtwirkung der natürlichen Beleuchtung
in nächster Uebereinstimmung ist, und welche die construc
tive Bestimmung der Licht- und Hellevertheilung in der
einfachsten Weise gestattet. Eine solche abstracto Beleuch
tungsart, die diese Forderungen hinreichend erfüllt, ist die
Beleuchtung durch parallele Lichtstrahlen, deren Lichtwir
kung von der Lichtstrahlenlänge unabhängig ist. Diese Be
leuchtungsart durch parallele Lichtstrahlen, welche man auch
Bnrmcster, Beleuchtung. 1