Kapitel XII. Artikel 109.
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in der genannten Figur dargestellte Gebilde ist als Gegen
stand eines allgemeinen Verfahrens für die Lichtstufen
bestimmung auf gekrümmten Flächen in Art. 112 behandelt.
109. Die Rückungsflächen. Die gewundene Säule.
Diese Flächen sind nach ihren Erzeugungsgesetzen
erklärt in den Artikeln 74, 75 und 76. Bei den Rückungs
flächen mit unveränderlicher, immer gleichgerichteter Er
zeugenden, wofür das hyperbolische Paraboloid (Figur 69 d)
und die Gewölbformen Figur 74 a Bei
spiele sind, betrachtet man wie für die
Körperschattenbestimmung jede Lage der
Erzeugenden als niedrige Zone einer
schiefgerichteten Cylinderfläche und be
stimmt auf dieser die Lichtstufenpunkte
nach Art. 99 oder 100.
Das interessanteste Beispiel einer
solchen Rückungsfläche, der gewun
dene Säulenschaft des Barockstils,
ist in Art. 74 beschrieben und als Gegen
stand der Schattenkonstruktion behandelt-
Auch für die Bestimmung der Licht
stufenlinien wird im Einklang mit der
eben ausgesprochenen allgemeinen Vor
schrift ganz wie in Figur 74 c jeder der
kreisförmigen Horizontalschnitte des
Schaftes aufgefasst als schiefer Cylinder
mit kreisförmiger Basis, dessen Mantel
linien gleichgerichtet sind mit der Tan
gente an der leitenden Schraubenlinie im
Punkte des Horizontalschnitts. Die Kon
struktion der Lichtstufenlinien für diesen
Fall ist in Art. 100 beschrieben und dort
am Schluss der hier vorliegende Fall der
kreisförmigen Basis besonders ins Auge
gefasst.
Figur 109a enthält die Durchführung
der Konstruktion mit acht Horizontal
schnitten für jeden Umgang der Schrau
benlinie. Die acht grosskreisförmigen
Normalkugelschnitte, deren Ebenen senk
recht stehen zu den Mantellinien der
acht Cylinder, sind im Grundriss alle
kongruent, da alle Tangenten an der leitenden Schrauben
linie gleiche Neigung haben. Die erste solche Schnittellipse
wird erhalten mit demjenigen Cylinder, dessen Mantellinien
der Vertikalebene parallel sind (Figur rechts oben). An dem
im Aufriss gezeichneten geradlinig erscheinenden Normal
schnitt m' n‘ dieses Cylinders lässt sich nach Beifügung einer
Horizontal- und Vertikallinie mitp‘ s‘ gleich dem Normalkugel
radius die kleine Halbachse der Kugelellipse als Mass f r‘
abnehmen. Die grosse Achse dieser ersten Schnittellipse
ist im Normalkugelgrundriss senkrecht zum Grundschnitt
gerichtet; die andern sieben Ellipsen ergeben sich durch
Drehung der ersten. Zeichnet man nun den beweglichen
Kreis, der den Säulenschaft erzeugt, konzentrisch in den
Normalkugelgrundriss ein und zieht für eine der Schnitt
ellipsen c die Radien nach ihren Schnittpunkten mit den
Lichtstufenlinien der Kugel, so geben diese Radien die
Lichtstufenpunkte auf demjenigen Säulenkreis, der zu der
Schnittellipse c gehört, und es können diese Punkte in den
Grundriss des Schaftes unmittelbar und durch Abmessen
ihrer Abstände vom vertikalen Durchmesser auch in den
Aufriss auf den Kreis c übertragen werden. (Der gezeichnete
Normalkugelgrundriss giebt die Konstruktion der Punkte
nur für einen Kreis r, zeigt aber alle acht Schnittellipsen.
Um die vielen Punkte nicht zu verwechseln, wird man
die in der Figur begonnene Bezeichnung jedes Punktes mit
Figur 109 a.
dem Buchstaben seines Horizontalkreises und cfer Nummer
seiner Lichtstufe streng durchführen.)
Der Schaft in Figur 109 a zeigt nur die Lichtstufen
linien; die Grenzen einer Selbstbeschattung, die das ge
zeichnete Beispiel in geringem Umfang aufweist, ergeben
sich nach Art. 74. ln Figur 109b ist die Schattierung mit
den Lichtstufen durchgeführt.
Ist die Erzeugende einer Rückungsfläche veränderlich,
wenn auch immer gleichgerichtet, so tritt die in Art. 75
erklärte Auffassung- jeder ihrer Lagen als der Zonen einer
Kegelfläche in Geltung. Wie auf dieser die Lichtstufen
punkte erscheinen, so gelten sie auch für die Rückungs
fläche. Für jeden Vertikalschnitt des in Figur 75 gezeich
neten Rundfensters und Kernbogens wäre also die Kon
struktion der Lichtstufen des schiefen Kegels nach Art. 102
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