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Kapitel XIII. Artikel 115, 116.
Mit der Lichtstärke des dunkelsten Schlagschatten-
tons gleich einem Zwölftel der Lichtstärke des hellsten
Punktes ist h= 1 und s = 1 /i2 zu setzen; es wird dann
k — */3, r = 7 /i2, ur| d es erscheinen die einfacheren und
genau passenden Verhältniszahlen folgender zwei Reihen,
welche später in erster Linie den Strichlagen und Mal
tönen der Schattierung zu Grunde gelegt werden sollen.
Lichtkugel: Schlagschattenkugel:
+ o(h)
= 48
+ 0 (s)
=
4
+ 1
= 40
+ I s
—
7
+ 2
= 3 2
+ 2 S
IO
Q
+ 3
= 24
+ 3 s
=
n
5 *
± 4 (k)
= 16
±4 (k)
=
16
— 3
— 19
— 3
=
19
— 2
= 22
— 2
22
— I
= 2 5
— 1
—
23
- 0 (r)
= 28
— 0 (r)
=
28
Die Zahlenreihen zeigen entsprechend der für die Re
flexstärke getroffenen Annahme für — o (r) ganz oder an
nähernd die Mitte zwischen + 2 und + 3. Will man die
oben erwähnte schwächere Reflexwirkung einführen, bei
welcher der hellste Reflexpunkt nur bis zu der Lichtstärke
des Lichtkreises 4- 3 aufsteigt, so tritt an die Stelle der
oben angesetzten Proportion die folgende: h — r : r — k
— 3 : 1; man erhält mit der weiteren Annahme k = 1 /a die
Werte r = 7 /
zahlen:
w
; Und J = 7l6
und damit folg
ende
Lichtkugel: .
Schlagschattenkugi
+ 0 (h) = 64
+ 0 (s)
=
4
-fi =52
+ 1 s
=
7
+ 2 =40
f 2 s
- :
IO
+ 3 =28
+ 3 s
=
13
±4 (k) = 16
+ 4 00
=
16
- 3 =19
3
—
19
— 2 =22
— 2
22
— 1 =25
— 1
=
2)
— 0 (r) = 28
— 0 (r)
=
28
Nach folgenden Zahlenreihen ist die Reflexwirkung
zwischen den beiden zuvor angenommenen gewählt,
und zwar mit —o (r) — + 2 2 /.3, dabei s nur ein Sieben
zehntel von h:
Lichtkugel:
+ 0 (h)
= 68
-f I
= 56
+ 2
= 44
+ 5
= 32
±4 (k)
= 20
“ 3
= 24
— 2
= 28
— 1
= 32
— o (r) = 36
Schlagschattenkugel:
+ 0 ( s )
= '4
-f 1 s
= 8
+ 2 s
— 12
+ 3 s
= 16
± 4 00
= 20
3
= 24
— 2
= 28
— 1
= 32
— 0 (r)
= 36
Alle vier Annahmen für die Verhältniszahlenreihen
sind berechtigt und noch andere, für welche die zwei
grundlegenden Gleichungen ebenso zu verwerten wären,
dürften getroffen werden. Die erste Reihe würde eine
lichtere Schattierung mit starker Reflexwirkung, die zweite
eine etwas kräftigere Schattierung mit derselben verhältnis
mässigen Reflex Wirkung, die dritte und vierte eine aber
mals dunklere Schattierung mit geringeren Reflexwirkungen
bedeuten, wie in der Photographie hellere und dunklere
Abzüge von derselben Platte, stärkere und schwächere
Reflexe bei verschiedenen Aufnahmen desselben Gegen
standes erscheinen können.
An diese Zahlen knüpft sich notwendig die Frage:
„Was bedeutet es eigentlich, wenn zwei Lichtstufen sich
verhalten wie 88 zu 46 oder wie 64 zu 19 u. s. w. ? Die
Lichtempfindung kennt ja keine Verhältniszahlen; sie ge
stattet nur das Urteil ,hell und etwas weniger hell 4 oder
,hell und dunkel 4 ; sie kann eine Anzahl von Lichtstufen
zwar in eine steigende oder fallende Reihe stellen, aber
nicht scharf bewerten.“ Trotz dieser Thatsache ist eine
Antwort auf die gestellte Frage möglich, und zwar mit
dem Hinweis auf das physikalische Gesetz, dass die Licht
stärken zweier normal beleuchteten Ebenen umgekehrt
proportional den Quadraten ihrer Entfernungen von der
Lichtquelle sind. Mit Hilfe dieses Gesetzes Hessen sich
ganz wohl um eine künstliche Lichtquelle herum dreizehn
gleichfarbige Ebenen in verschiedenen, durch Rechnung zu
bestimmenden Entfernungen aufstellen, deren Beleuchtungs
stufen der einen oder anderen oben gegebenen Reihe von
Verhältniszahlen genau entsprechen würden. Die Zahlen
bewertung der Lichtstufen auf einem durch Zeichnung ge
gebenen Raumgebilde ist hienach, sobald die erwähnten
drei Annahmen über die Verhältnisse der vier Hauptlicht
stufen getroffen sind, immer möglich; auch lässt sich be
stimmt sagen, was die Zahlen bedeuten.
Wiedergabe der Lichtstufen.
Weniger günstig steht es um den zweiten Teil der
Aufgabe, um die Wiedergabe der durch Zahlen fest
gesetzten Lichtstufen durch Strichlagen oder Maltöne. Es
ist fraglich, ob sie überhaupt streng richtig wiedergegeben
werden können. Angenommen es sei für eine bestimmte
Beleuchtungsstärke der Papierfläche die Reihe der Licht
stufen genau so aufgetragen, wie es jenen dreizehn um eine
künstliche Lichtquelle aufgestellten Ebenen entspricht, das
heisst die dreizehn verschieden dunkel bemalten oder
schraffierten Ebenen in den hiefür berechneten Entfer
nungen von der künstlichen Lichtquelle aufgestellt, wür
den alle als gleich hell beurteilt werden, so dürften diese
Abstufungen eben nur strenge Gültigkeit für die eine
verwendete Lichtquelle, nicht auch für andere, nicht auch
für Tagesbeleuchtung haben. Wahrscheinlich werden bei
einer andern Beleuchtungsstärke die Verhältnisse der von
den dreizehn gemalten oder schraffierten Papierebenen
ausgesendeten Lichtmengen andere, also nicht melp-
streng richtige werden. Im dunklen Zimmer dürfte eine
bestimmte helle Fläche ein anderes Lichtmengenverhältnis
gegenüber einer bestimmten dunkeln ergeben, als im
Sonnenschein. Welche Beleuchtungsstärke der Papier
fläche soll nun massgebend sein? Solange diese Frage
sich nicht beantworten lässt, oder solange nicht sicher
gestellt ist, dass die von einer nicht glänzenden Ebene
unregelmässig reflektierte Lichtmenge bei jeder Be
leuchtungsstärke denselben Bruchteil der empfan
genen Lichtmenge darstellt, ist auch die Möglichkeit einer
allgemeingültigen, streng richtigen Wiedergabe jener durch
Zahlen ausgedrückten Lichtstufen mit Hilfe von Maltönen
oder Strichlagen nicht sicher gestellt.