Kapitel III. Artikel 18.
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Selbstschattengrenze auf dem schattenwerfenden Kör
per Gebrauch, wie es für den beschatteten ohnehin
nahe liegt. Denn die geraden oder gebrochenen Schnitt
linien, die auf diesem zur Bestimmung der Schlagschatten
punkte dienen, sind ja Bestandteile der Schnittpolygone,
mit welchen seine Körperschattengrenze bestimmt werden
kann, und können also, genügend weit fortgesetzt, auch
in dieser zweiten Richtung verwertet werden.
x)
Ein besonderer Fall der Selbstbeschattung eben
begrenzter Körper erscheint im Innern von solchen,
wenn man ihre Oberfläche als dünne Schale auffasst, wie
sie etwa in einem Papier- oder Blechmodell geboten ist.
Die Selbstschattengrenze, von bestimmten Kanten als
„Streifpolygon“ gebildet, ist für das Innere eines solchen
Hohlkörpers ganz dieselbe wie für das Aeussere; die
Lichtflächen des Aeussern erscheinen im Innern als die
Körperschattenflächen, da sie vom Licht abgewendet sind;
die Körperschattenflächen des Aeussern sind im Innern
dem Lichte zugewendet, aber durch die andern Flächen
verdeckt; sie sind also durchaus Schlagschattenflächen.
Erst wenn ein Teil der Grenzflächen weggebrochen wird,
kann ein Teil dieser dem Lichte zugewendeten inneren
Mächen beleuchtet werden; die Grenzlinie zwischen diesem
inneren Licht und dem inneren Schlagschatten hat für
das Aeussere keine Bedeutung, wie es auch äussere Selbst
beschattung geben kann, ohne dass deren Grenzlinien auf
den Lichtflächen für das Innere etwas bedeuten.
Figur 18 a bietet ein einfaches Beispiel der Beschat
tung eines ebenbegrenzten Körpers durch einep andern;
eine stehende Pyramide wirft ihren Schlagschatten auf
eine liegende. Die Kanten a c und b c lassen sich nach
der Anschauung als Selbstschattengrenzlinien erkennen.
Der Schatten der Spitze cc‘ der stehenden P3 r ramide auf
der Horizontalebene findet sich in 2; die beiden Schatten
grenzlinien a z und b z liefern die Punkte xx' und ww\
an denen die Schattengrenzlinien auf der unteren Fläche
der liegenden Pyramide beginnen müssen. Der Schlag
schatten von cc‘ auf der Erweiterung dieser Fläche findet
sich mit Hilfe der gebrochenen Schnittlinie e‘ f‘ g‘ in vv‘;
x‘ v‘ und w‘ v‘ sind Schattengrenzlinien, soweit sie auf
die Grenzfläche selber fallen. Sie liefern die Punkte s‘
und t als Anfangspunkte der Schattengrenzlinien auf der
obern P} T ramidenfläche. Der Schatten von cc‘ auf dieser
Fläche findet sich in uu‘; dorthin müssen die Grenzlinien
auf der oberen Fläche laufen. Die dritte Fläche der lie
genden Pyramide ist im Körperschatten, weil die Kante
m n die Schlagschattengrenze auf die Grundebene wirft,
kann also keinen Schlagschatten aufnehmön.
Proben werden erhalten, wenn noch die Schatten
von aa‘ und bb‘ auf den Erweiterungen der beiden be
leuchteten Flächen der liegenden Pyramide gesucht wer
den; nach diesen Schattenpunkten müssen die Schatten
grenzlinien auf diesen Flächen laufen. Z. B. Schatten von
aa' auf der erweiterten unteren Grenzfläche in rr‘; dort
hin läuft die Linie v‘ x‘.
Die unmittelbare Bestimmung der Linie r‘ v‘ mit Hilfe
von rr‘ wäre die strenge Durchführung des zuvor erklärten
Verfahrens ohne die im gegebenen Beispiel mögliche Ab
kürzung gewesen.
Die Figuren 18b und [8c, welche schwierigere Bei
spiele darstellen, erklären sich durch die Konstruktions
linien, welche in der ersten vollständig, in der zweiten
wenigstens für die wichtigeren Punkte eingetragen sind.
Figur 18 c bietet einen Fall der früher in Art. 15 er
wähnten Umgehung spitzwinkliger Liniendurchschnitte,
indem beim Aufsuchen des Schattens ss' der vorderen
Giebelspitze aa' auf der langseitigen Dachfläche nicht die
steile Kehllinie zwischen beiden Dächern, sondern die
Verlängerung der langseitigen Trauflinie benützt ist.
Ebenso ist beim Aufsuchen des Schattens jj‘ der unteren
Giebelecke bb‘ auf der Erweiterung der langseitigen Dach
fläche nicht die steile Randlinie der letzteren, sondern die
Verlängerung ihrer Firstlinie benützt.
Selbstverständlich wird man die in Figur 18 b zu
grösserer Anschaulichkeit vollständig gezeichneten Schnitt
polygone in der praktischen Verwertung des Verfahrens
nur bruchstückweise, soweit sie sich als notwendig ver
muten lassen, in die Zeichnung aufnehmen.