Full text: Photogrammetrie und internationale Wolkenmessung

85 
nur beim Beobachten wartet, bis passende Wolken in die Zone 
des Himmels kommen, welche die Instrumente bei ihrer Normal 
stellung aufzunehmen gestatten. Nur in einzelnen wichtigen Fällen 
wird man hiervon eine Ausnahme machen, und dann die Höhen 
winkel und Azimute durch directe Winkelmessung durch das 
Objectiv der Camera bestimmen, wie dies früher beschrieben 
wurde. Auch in diesem Falle ist es am einfachsten und zugleich 
am anschaulichsten, zunächst die Abscissen und Ordinaten der 
jenigen Bilder zu berechnen, welche sich bei normaler Stellung 
der optischen Axen auf einer genügend grossen Bildplatte ergeben 
haben würden. Dann bleibt die weitere Rechnung dieselbe wie 
bei der Normalstellung. 
Die Bestimmung identischer Punkte ist nach der Entwicke 
lung der aufgenommenen Platten die erste Arbeit. Durch diese 
wird die Genauigkeit der Resultate hauptsächlich bedingt, auf sie 
ist daher auch alle Sorgfalt zu verwenden. Ebenso auf die Ablesung 
der Bildcoordinaten der möglichst fein in die Schicht eingestochenen 
Punkte, welche mit Hülfe eines guten Millimeternetzes auf Glas 
bis auf 0,05 mm genau ausgeführt werden kann. Die Differenz 
der Abscissen giebt die Parallaxe p. 
Bei Zenithaufnahmen wird, wie wir gesehen haben, für Punkte 
in der unteren horizontalen Begrenzungsfläche der Wolke die 
Parallaxe nahezu gleiche Werthe annehmen. Die Ordinaten werden 
ebenfalls gleich, wenn beide Beobachtungsstationen gleiche Höhe 
haben. Es werden somit sämmtliche eingestochenen Punkte sich 
beim Aufeinanderlegen der beiden Bilder zum Decken bringen 
lassen bis auf kleine Abweichungen, welche durch die Beobach 
tungsfehler etc. veranlasst worden sind. Die Nullpunkte, von 
denen aus die Abscissen gezählt sind, werden dann um den Werth 
der Parallaxe p = — %i von einander abstehen, und wenn 
man diesen Abstand p der durch den Schnitt der Hauptlinien, 
bezw. der Markenlinien bezeichneten Bildmitten misst, so erhält 
man direct den Mittelwerth der Parallaxe p. In solcher Weise 
wurde bei den Zenithaufnalimen des Observatoriums in Kew ver 
fahren. Wie man leicht sieht, kann man in analoger Weise 
Vorgehen bei allen mit Parallelstellung der optischen Axen 
gemachten Aufnahmen, um direct einen Mittelwerth der Parallaxe 
zu erhalten, der Verlust an Genauigkeit aber, der mit diesem Ver 
fahren verbunden ist, lässt seine Anwendung wenig rathsam 
erscheinen, zumal keine grosse Zeitersparniss mit ihm erreicht 
wird, wenn die Punkte erst eingestochen werden müssen. Ein 
Versuch aber, die Wolkenbilder nur nach ihren Umrissen zur 
Deckung zu bringen, zeigt direct, welche Willkür und Unsicher 
heit hier unvermeidlich ist. Wir haben es am vortheilhaftesten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.