Full text: Photogrammetrie und internationale Wolkenmessung

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bei Wolkemnessungen fünfmal so gross annehmen. Es kommt noch 
ein Umstand hinzu, der eher eine Vergrösserung als eine Ver 
kleinerung dieser Verhältnisszahl zu Gunsten der Photogrammetrie 
bedingt. Bei der photogrammetrischen Aufnahme wird man nicht 
leicht in die Lage kommen, eine Beobachtung verwerfen zu 
müssen. Bei directer Messung betrug sogar bei Nils Ekholm 
die Zahl der wegen zu grosser Fehler verworfenen Beobachtungen 
45 auf 344. Abweichungen von ganzen Graden kommen unter 
den beibehaltenen Messungen mehrfach vor. Solche Differenzen 
und Abweichungen von 20 Proc., oder gar 40 Proc., wie sie die 
amerikanischen directen Messungen aufweisen, sind bei guten 
photogrammetrischen Messungen ganz ausgeschlossen. Bei der 
Berechnung eines mittleren Genauigkeitsgrades aus allen Messungen 
unter Benutzung der Quadrate der mittleren Fehler wächst 
daher das oben angegebene Genauigkeitsverhältniss zu Gunsten 
der Photogrammetrie. Auch bei dieser wird man vor Ueber- 
schätzung der Genauigkeit sich mit aller Vorsicht zu hüten haben, 
indessen ist bei ihr eine weit zuverlässigere Schätzung der Genauig 
keit möglich, einmal durch Berechnung des Fehlers in der Par 
allaxe aus Zenithbeobachtungen in verschiedenen Höhen, und aus 
Geschwindigkeitsmessungen bei Wolkenbewegungen senkrecht zur 
Basis, wie namentlich auch durch gleichzeitige Wolkenmessungen 
von mehr als zwei Standpunkten aus. 
Von besonderem Interesse bei den amerikanischen Wolken 
beobachtungen sind die Geschwindigkeitsmessungen. Dieselben 
ergaben, dass die Wolkenbewegung an Schnelligkeit mit der 
Höhe rasch zunimmt, und zwar derart, dass in der Cirrusregion 
Geschwindigkeiten von 100 m in einer Secunde Vorkommen, wäh 
rend die grösste Bewegungsgeschwindigkeit der Luft in unseren 
Stürmen auf der Erdoberfläche kaum den dritten Theil erreicht. 
Sodann bewegen sich alle Wolkenarten im Winter viel rascher 
wie im Sommer, zumal in den höheren Schichten der Atmo 
sphäre, wo die Wolkenbewegung in der kälteren Jahreszeit mit 
mehr wie doppelt so grosser Schnelligkeit vor sich geht, wie im 
Sommer. Unter den verschiedenartigen Wolkenformen zeigten 
sich gleichfalls Bewegungsverschiedenheiten. Die Ballenwolken 
bewegten sich in allen Höhen rascher, wie die schleierartigen 
Gebilde, wahrscheinlich weil sie bei Cyklonen mit starken Winden 
am häufigsten sich bilden. 
Was die Genauigkeit der Geschwindigkeitsmessungen betrifft, 
so Hessen wiederholte Messungen ein und desselben Wolken 
punktes, wie auch verschiedene Punktbestimmungen in ein und 
demselben Wolkengebilde darauf schliessen, dass der mittlere Ge 
schwindigkeitsfehler in der Cirrusregion etwa 2 m, in der Cumulus- 
Koppe, Wolkenmessung. 7
	        
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