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ihren Grundzügen mit einer Sicherheit festgelegt worden, die ohne
Anwendung der Photogrammetrie nicht zu erreichen gewesen sein
würde.
Der Beschluss des internationalen Meteorologen-(Kongresses
in München, der Wolkenbewegung ein specielles Studium zu
widmen unter Anwendung namentlich auch der photogram
metrischen Messungsmethode, erfolgte kurz darauf im Jahre 1891*).
x ) Nacli Fertigstellung des Manuscriptes zu vorliegender Abhandlung
und Ablieferung desselben in die Druckerei wurde mir vom Herrn Verfasser
giitigst die folgende Arbeit zugesandt , deren Besprechung ich auf einige
kurze Bemerkungen beschränken muss.
„Wolkenhöhenmessungen“, von E. Kayser, Danzig 1895. Sonderab
druck aus den Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F.
Bd. IX.
Verfasser hat sich bereits seit einigen Jahren mit der Messung von
Wolkenhöhen beschäftigt, wobei er als Basis eine Standlinie von 678,7 m
benutzte zwischen der Navigationsschule und dem Hause der naturforschenden
Gesellschaft in Danzig. Auf Verwendung des Oberpräsidenten und durch
eine Beihülfe der Provinzialcommission zur Verwaltung der Westpreussischen
Provinzialmuseen wurde er in den Stand gesetzt, an Stelle der bis dahin an
gewandten einfachen Messapparate zwei Instrumente nach Art der Wolken
äquatoreale anfertigen zu lassen. Die Horizontalaxe, bezw. die in die Bich-
tung der Basis zu stellende Längsaxe trägt als Durchmesser einen getheilten
Halbkreis, welcher durch Drehung um diese Axe jeweils in die Ebene durch
Wolkenpunkt und Basis gebracht werden kann. An diesem Kreise können
wie beim Wolkenäquatoreale die Winkel, welche die Strahlen nach den
Wolkenpunkten mit der Basis bilden, in der durch Basis und Wolkenpunkt
jeweils gelegten Ebene abgelesen werden. Zur Ermittelung der Neigung
dieser Ebene dient ein Kreis, welcher am Ende der Längsaxe senkrecht zu
ihr befestigt ist. Der ganze Apparat hat das Aussehen eines Astrolabiums
und dient zur Ermittelung der Parallaxe in dem Dreiecke zwischen dem
Wolkenpunkte und der Basis, sowie zur Bestimmung der Neigung dieses
Dreiecks gegen den Horizont. Die Ermittelung der Parallaxe geschieht nun
aber nicht in der Weise, dass die Winkel an der Basis des erwähnten
Dreiecks gemessen werden nach gleichzeitiger Einstellung der Visirlinien
beider Instrumente auf denselben Wolkenpunkt, sondern es werden beide
Visirlinien parallel gestellt und es wird dann die parallaktische Verschiebung
eines Wolkenpunktes gegen die Mitte des Gesichtsfeldes an einer in ihm an
gebrachten Scala abgelesen, welche in derselben Ebene mit den Visirlinien
und der Basis liegt. Auch wird diese Visirebene nicht direct auf einen be
stimmten Wolkenpunkt geführt, sondern nur in die Nähe der Wolke, um
dann beim Durchgänge der Wolke durch das Gesichtsfeld, hezw. die Scala
die parallaktische Verschiebung der voi-her als identisch festgestellten
Wolkenpunkte zu beobachten. Ueber die Vorzüge dieser Methode sagt Ver
fasser: „Da mit Ausschluss aller übrigen Wolkenstellen im Gesichtsfelde nur
Vorgänge an einer Linie mit Euhe abgewartet zu werden brauchen, so ist
der Zweifel an der Identität bei dieser Methode viel geringer, als in sonst
üblicher Beobachtungsweise, nach welcher auf einen von den Stationen verab
redeten Fixpunkt eingestellt wird.“
Mit diesen Apparaten sind vom Mai bis September 1895 Höhenbestim
mungen für Wolken ausgeführt worden, zum Theil auch auf photogram-