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bei 500 m langer Basis würde er demnach etwa 1 Proc. ausmachen.
Hieraus würde folgen, dass man photogrammetrisch die Wolken
ohne Schwierigkeit im Mittel aus nur wenigen guten Beobachtungen
bis auf 1 Proc. ihrer Höhe nach richtig bestimmen kann, wenn die
Basis nicht weniger als Vio der Wolkenhöhe beträgt; denn vor
stehende Beobachtungen sind ganz unabhängig auf drei verschiedenen
Platten gemacht für die untere (horizontale) Decke einer gleicli-
mässigen Wolkenschicht im Zenith.
Der mittlere Fehler der Parallaxe p wird hier m p — + 0,15 mm.
Ich muss gestehen, dass mich diese Genauigkeit der Messung
bis auf rund m p = + 0,2 mm sehr überrascht hat. Ich war an
die Wolkenmessung mit der Vorstellung einer weit grösseren un
vermeidlichen Ungenauigkeit herangetreten, weil ich es für schwierig
hielt, identische Punkte hinreichend sicher bei nicht ganz scharf
begrenzten Wolkenbildern, namentlich bei Zenithaufnahmen, zu
ermitteln. Dies würde auch der Fall sein, wenn man nur dasselbe
kleine Stück der Wolke in beiden Bildern allein sehen könnte,
bezw. in Betracht ziehen wollte. Das Auge kann aber auch bei
unbestimmten Formen und Begrenzungen scharf beurtheilen, ob die
in den beiden Bildern als identisch eingestochenen Punkte ganz
symmetrisch zu ihren beiderseitigen Umgebungen liegen, voraus
gesetzt, dass diese nahe genug denselben Anblick gewähren, was
bei kleiner Parallaxe der Fall ist, und dieser sehr zu Gute kommt.
Die gleiche Erfahrung habe ich auch bei anderen Beobachtern
gemacht. Wir legen die beiden Negative auf eine von unten mit
einem Spiegel beleuchtete Glasplatte, stechen nach Aufsuchung und
Einprägung als identisch erkannter Wolkenformen mit einer Nadel
feine, durchscheinende Punkte an correspondirenden Stellen ein,
vergleichen deren Lage mit ihren Umgebungen und verbessern
eventuell, d. h. stechen nach Zudecken der alten mittelst Tusche
neue Punkte hinein, welche eine ganz symmetrische Lage zeigen.
Zum Ablesen der Coordinaten wird dann auf das Negativ eine
Glasplatte mit Millimeternetz gelegt, so dass je eine Hauptlinie der
selben durch die auf dem Negative abgebildeten Marken für die
Bildhorizontale und die Bildverticale führt. Durch eine Lupe
unterstützt, kann man fein eingestochene Punkte bis auf 0,05mm
genau ablesen.
Auf die bequemste Art der numerischen und graphischen Be
rechnung der Beobachtungen werden wir später näher einzugehen
haben. Ich möchte hier nur darauf hinweisen, dass man zur Er
langung der endgültigen Coordinatenwerthe nicht alle einzelnen
Messungen für sich zu berechnen braucht. So z. B. werden die drei
Mittelwerthe der Höhen 4,96, 4,81, 4,84 km genau ebenso erhalten
mit den Mittelwertlien der Parallaxe 6,82, 7,02s, 6,98 mm, wie im