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welche an die zielbewusste und sachgemäße Leitung der plioto-
grammetrisclien Aufnahmen im internationalen Wolkenjahre die
höchsten Anforderungen stellt.
Die meisten niedrigeren Wolken ändern ihre Form so rasch,
♦lass sie bereits nach einer Minute ganz anders aussehen können.
Dies muss der Beobachter aufmerksam beachten und seine Expo
sitionszeiten danach richten. Auch innerhalb derselben W olken
gebilde sind einzelne Partien oft viel rascheren Veränderungen
unterworfen als andere. Das Beispiel (Fig. 10) zeigt zwei Auf
nahmen, welche nur 30 s der Zeit nach aus einander liegen. Bei der
zweiten Aufnahme, im Bilde der oberen, ist ein rechts unter der
lang gestreckten mittleren Wolke liegendes Cumuluswölkchen des
ersten Bildes bereits gänzlich verschwunden, während andere
benachbarte Wolken noch vorhanden sind. Diese Veränderlichkeit
der Wolkenformen erschwert das Identificiren der Punkte in zwei Auf
nahmen sehr. Nimmt man die Zwischenzeit zu kurz, so ist bei nicht
sehr starker Bewegung der Wolkenweg auf der Platte zu klein,
wartet man zu lange, so ist die inzwischen eingetretene Formver
änderung zu gross, um genaue Resultate erzielen zu lassen. Bei
Geduld und Aufmerksamkeit führt aber die Photogrammetrie meist
zum Ziele, da man nur einen günstigen Moment auszunutzen
braucht, um mehrere gute Bestimmungen in einer Aufnahme zu
vereinigen. Hierzu müssen allerdings alle bedingenden Umstände
berücksichtigt und zur günstigsten Vereinigung geführt werden.
Diese sind: 1. Scharfe Bilder. Diese zu erzielen bedarf cs der
Hülfe der Photographie und der photographischen Optik, um bis
zu der Grenze zu gelangen, welche durch die Natur der Wolken
bedingt ist. 2. Geeignete Instrumente und Eliminirung aller Fehler
quellen zur Erzielung des genauesten Resultates. 3. Günstige Wahl
der Parallaxe, d. h. nicht zu klein und auch nicht zu gross, weil in
beiden Fällen die Genauigkeit der Resultate geringer wird. 4. Präci-
sirung der Aufgabe durch eine klare und genaue Anleitung, bezw.
Instruction für den Beobachter in Bezug auf Alles, was durch die
photogrammetrische Aufnahme ermittelt und festgestellt werden soll.
Nur dann wird es dem Beobachter möglich sein, die Messungen
den jeweiligen Umständen so anzupassen, dass sie den zu erreichenden
Zwecken thunliehst genügen und eine nutzlose Anhäufung von
photographischen Aufnahmen vermieden wird.
Die im Vorstehenden mitgetheilten Aufnahmen und Messungen
sind an den Endpunkten einer kleinen Basis von nur 221,9 m
gemacht worden und tragen den Charakter von Versuchsmessungen.
Diese Basis, Pfeiler Polytechnicum—Pfeiler Schleinitzstrasse, wurde
durch Anschluss an die Dreieckspunkte der Landesaufnahme ihrer
Länge und Lage nach festgelegt. Die Oberpostdirection Braunschweigs