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weise auf einander sich stützender Betriebe statt; es treten
z. B. an Stelle einer Wollwaarenfabrik, welche die Waare
von der Weil wasche bis zur Versendung fertig stellt, jetzt
besondere Wollwäschereien, Kämmereien, Spinnereien, Fär
bereien, Webereien, Appreturanstalten u. s. w. In der Nähe
des Sitzes einer bestimmten Gewerbthätigkeit siedeln sich
dann auch die Hülfsgewerbe an. so dafs der ganze wirtschaft
liche Charakter einer Gegend sich dem herrschenden Ge-
werbszweige anschliefst. Es führt also auch für den Ge
werbebetrieb wie für die Landwirtschaft die Vervoll
kommnung der Verkehrsmittel zu einer schärferen Aus
prägung örtlicher Eigenart.
Durch die Erweiterung des Absatzgebietes gewinnt
besonders die Ausbeute der mineralischen Bodenschätze,
welche wegen ihres grofsen Gewichtes früher nur auf ge
ringe Entfernungen versendet werden konnten, einen ganz
aufserordentlichen Umfang. Manche dieser Bodenschätze,
welche jetzt eine stetige Vergröfserung des Volkswohlstandes
herbeiführen, wurden überhaupt erst mit der Vervollkomm
nung der Verkehrsmittel der Ausnutzung erschlossen.
Wie die auf Gewinnung der Mineralschätze gerichteten
Betriebe, so nehmen auch die örtlich gruppirten Gewerbe
zweige die Verhältnisse des Grofsbetriebes an. Die alten
Ueberlieferungen des Handwerks werden unhaltbar, die
Fesseln zünftiger Gliederung werden gesprengt; die Werk
stätten erweitern sich zu Fabriken. Die im zünftigen Hand
werk in sich fest gegliederte, wenn auch auf beschränkter
Grundlage aufgebaute Ordnung der Arbeit löste sich auf
und mit ihr die streng geordnete Gliederung der mensch
lichen Gesellschaft, ohne dafs sofort neue befriedigende
Formen dafür gefunden werden konnten. Eine so gewaltige,
in alle wirthschaftlicken und gesellschaftlichen Zustände