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der Annahme der Normalspur nothwendig wäre, oder endlich
da, wo die Anwendbarkeit schärferer Kurven zu besserer An
schmiegung an die Bodengestaltung oder an den Linienzug
vorhandener Strafsen oder zur Einführung in bebaute Ort
schaften erstrebt werden mufs.
Wenn man aber für die Schmalspur sich entscheidet, wird
man sich wohl nur selten darauf beschränken dürfen, mit der
Verschmälerung der Spurweite bis 1 m herabzugehen, sondern
wird die Spurweite von 0,75 m wählen müssen, da bei 1 m
Spurweite alle Nachtheile der Schmalspur in fast gleichem
Malse die Vortheile durch Ersparung an Baukosten aber in
weit geringerem Mafse als bei der Spurweite von 0,75 m ein-
treten. Ein Herabgehen unter die Spurweite von 0,75 m, wie
es mit oft hervorgehobenem Erfolge und unter besonderen Ver-
hältnifsen bei der bekannten Festiniog-Bahn in England, welche
nur 0,59 m Spurweite besitzt, geschehen ist, wird unter Berück
sichtigung der Erschwerung einer guten Einrichtung der Betriebs
mittel und wegen der eintretenden stärkeren Schwankungen
und Stöfse der Wagen und Lokomotiven nicht empfehlenswerth
erscheinen.
§ 19.
Die Krümmungsverhältnifse
Zur Ausrundung der Knickpunkte der geradlinig ge
brochenen Trafse wird bei Eisenbahnen ausschliefslich die
Kreislinie verwendet, während bei Strafsen besser andere
Kur ven, welche einen sanfteren Anschlufs an die Tangente
gestatten, wie z. B. die Parabel, gewählt werden. Für die
Verwendung des Kreisbogens zu den Eisenbahn-Kurven ist
der Umstand entscheidend, dafs von dem Krümmungshalbmesser
die Ueberhöhung des äufseren Schienenstranges und die Spur
erweiterung abhängt, für welche man zweckmäfsiger Weise
gleich bleibende Mafse für die ganze oder doch nahezu ganze