§. 16. Prüfung und Berichtigung des Diopterlineales. Hei
einem richtigen Diopterlineale ist erforderlich, dass:
1. die Absehen in einer auf der unteren Linealfläche senkrecht
stehenden Ebene liegen;
2. die Visierebene durch die Linealkante geht.
Die Linealkante muss vor allem genau geradlinig sein, was durch das
Ziehen einer Bleistiftlinie auf ebener Unterlage entlang der Linealkante,
darauf folgendes Umwenden des Lineales um 180° und Anlegen desselben
an der gezogenen Linie erprobt werden kann.
Zu 1. Man legt das Lineal auf eine horizontale Ebene und richtet die
Visur, von einem Punkte der schmalen Schauritze aus, auf eine entfernte
Verticallinie (Mauerkante u. s. w.). Streift hiebei der Objectivfaden seiner
ganzen Länge nach die Verticallinie, so ist derselbe ebenfalls vertical; trifft
dies nicht zu, so werden die zwei Holzstiftchen, mit welchen der Faden
eingespannt ist, gelüftet, und der Faden, wenn nöthig, oben oder unten etwas
verschoben, oder es wird die ganze Lamelle durch Lüftung der Fußschrauben
und Unterlegen von Papierstreifen etwas geneigt. Beim Verstellen des Fadens
mittelst der Holzstiftchen ist zu beachten, dass dieser genau in der Achse der
schmalen Schauritze derselben Lamelle verbleibt.
Bei dieser Prüfung des Objectivfadens wird nur ein bestimmter Punkt
der Schauritze zum Visieren benützt. Zeigt sich nach dieser Berichtigung
durch die aufeinander folgenden Punkte der Schauritze, dass der Objectivfaden
nicht immer durch die anvisierte verticale Gerade geht, so ist die Schauritze
nicht richtig gestellt und es muss der betreffenden Lamelle, durch Unter
legen von Papierstreifen, die richtige Stellung gegeben werden.
Zu 2. Das Lineal wird, bei horizontal gestellter Unterlage, nach einer
entfernten Verticallinie gerichtet und auf der Unterlagsfläche eine Bleistift
linie längs der Linealkante ab gezogen. Legt man nun das Lineal ganz
uin, so dass die Lamellen nach abwärts gerichtet sind, und bringt ab wieder
an die gezogene Linie, so muss auch in dieser Lage der ganze Objectivfaden
die Verticallinie streifen. Ist dies nicht der Fall, so corrigiert man den
Objectivfaden durch kleine seitliche Verschiebungen bei vorheriger Lüftung
der Fußschrauben.
Dieser Fehler ist bei einer annähernden Erfüllung obenstehender Be
dingung graphisch kaum merkbar.
§. 17. Das Fernrohr-Diopter (Kippregel, Perspectivlineal).
Eine größere Genauigkeit beim Visieren erreicht man mit dem Fernrohr-
Diopter. Dieses besteht aus einem Messinglineale L (Fig. 9), mit welchem
der cylindrische Träger T des Fernrohres durch eine Fußplatte und vier
Fußschrauben a verbunden ist. Mit dem Träger T steht das um die
horizontale cylindrische Achse h drehbare und mit einem Fadenkreuze ver
sehene Fernrohr MN in Verbindung, welches derart construiert ist, dass
das Fernrohr im Kreise gedreht werden kann, wodurch das Ocular M mit
dem Objective N ihre Orte wechseln. Vermöge dieses sogenannten „Durch
schlagens des Fernrohres“ hat man nicht erst nöthig das ganze In
strument umzustellen, wenn man in der entgegengesetzten Richtung visieren
will. Die beiden Achsenlager der Drehungsachse h und eine Libelle l
ruhen auf einer gemeinsamen Unterlagsplatte P, welche einerseits in