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weichung den doppelten .Fehler und es wird nun die Visierlinie durch die
zwei horizontal wirkenden Fadenkreuzschräubchen (§. 14) um die halbe Ab
weichung verschoben.
Zu 3. Diese Prüfung geschieht am einfachsten dadurch, dass man ein
gewöhnliches gutes Diopterlineal auf eine horizontale Ebene stellt, nach
einem entfernten Punkte visiert und längs der Linealkante eine feine Blei
stiftlinie zieht. Nun stellt man die zu prüfende Kippregel auf diese Ebene,
so dass die Linealkante mit dem früher gezogenen Rayon übereinstimmt,
und sieht nach, ob die Visur durch das Fernrohr den vorher an visierten
Punkt trifft. Weicht die Visur ab, so lüftet man die Fußschrauben a und
dreht den Träger T mittelst der Schräubchen 1 und 2, bis die Visur stimmt,
worauf man die Schrauben a wieder anzieht.
Manche Kippregeln sind mit einem Höhenkreise und Distanzmesser
nach Reiehenbach (§. 82) versehen. Diese Einrichtung hat den Vortheil,
dass man, zugleich mit den Visierrichtungen, auch die Entfernungen der
anvisierten Punkte bestimmen kann, wodurch die bei den Messtischarbeiten
bekannte Methode „das Rayonieren und Messen“ (§. 67), wesentlich ver
einfacht wird.
§. 19. Genauigkeit der Yisuren. Bei guten achromatischen Fern
rohren ist der mittlere Visurfebler nach Stampfers Versuchen nahezu der
Vergrößerung v proportional, d. h. er nimmt in demselben Verhältnisse ab,
als die Vergrößerung wächst. Nimmt man bei gewöhnlichen Dioptern den
mittleren Fehler erfahrungsgemäß mit 10 Secunden an, so beträgt derselbe
bei einem guten Fernrohre mit mäßiger Vergrößerung ^ Secunden.
Bei demselben Fernrohre nimmt jedoch der Visurfehler durch Steigerung
der Vergrößerung nur bis zu einer gewissen Grenze ab, denn durch zu
starke Vergrößerungen vermindert sich die Deutlichkeit und Klarheit des
Bildes so stark, dass deshalb der Visurfehler wieder zunimmt. Für geodätische
Zwecke sind deswegen Fernrohre mit mäßiger Vergrößerung vorzuziehen.
e) Mittel zur Messung sehr kleiner Linien und Winkel.
§. 20. Nonien (Verniere). Sollen eine Gerade oder ein Winkel
mit besonderer Schärfe gemessen werden, so bedient man sich des Nonius
oder Verniers; eines kleinen, längs des Maßstabes verschiebbaren und
eingetheilten Stäbchens, welches zur Bestimmung der Bruchtheile der Maß-
stabtheilung dient. Man unterscheidet nac h- und v or tragend e (nach- und
vorauseilende) Nonien.
Bei den nachtragenden Nonien sind
n Noniustheile = (n — 1) Maßstabtheilen,
daher 1 Noniustheil = „
n
Bezeichnet N einen Noniustheil und M einen kleinsten Maßstabtheil,
so ist
N =
M= M —
M
n
n
1)