Full text: Johann Georg Soldner und sein System der Bayerischen Landesvermessung

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früher um die Grösse der Erde als Kugel, sondern um ihre in dem Ab 
plattungswerte zum Ausdruck gelangende Gestalt handelte. Von nun an 
war es notwendig, die bisher auf beliebigen Grosskreisen der Erdkugel 
in gleicher Weise vorgenommenen Gradmessungen für die elliptischen 
Meridiane anders als für die kreisförmigen Parallele auszuführen und im 
Zusammenhänge damit Breiten- und Längen - Gradmessungen zu unter 
scheiden. 
Die nach den französischen Expeditionen in verschiedenen Ländern 
vorgenommenen Gradmessungen, welche nur unbedeutende Ergebnisse 
lieferten, wurden erst wieder neu belebt, als im Jahre 1792 der National 
konvent der französischen Republik beschloss, durch Mitglieder der Pariser 
Akademie der Wissenschaften ein unveränderliches Mass hersteilen zu lassen, 
bei dessen Bestimmung nichts Willkürliches oder den besonderen Verhält 
nissen irgend eines Volks Angepasstes zu Grunde läge. In Folge dieses 
Beschlusses genehmigte die Nationalversammlung den Vorschlag der Aka 
demie: den zehnmillionsten Teil der Länge des Erdmeridian-Quadranten 
aK Masseinheit oder Meter zu erklären. Zur materiellen Herstellung 
dieses Masses war die genaueste Kenntnis der Grösse eines Meridians 
und deshalb eine neue, mit allen Mitteln der Wissenschaft und Technik 
ausgestattete Breitengradmessung notwendig. Dieselbe wurde auch unter 
Borda’s Leitung von Méchain und Delambre auf dem schon dreimal be 
nutzten Meridian der Pariser Sternwarte ausgeführt und zur Grundlage 
des Gesetzes vom 10. Dezember 1799 gemacht, mit dem das jetzt fast 
über die ganze Erde verbreitete zehnteilige Mass- und Gewichtssystem 
(Système métrique décimale) in Frankreich Gültigkeit erlangte. 
Die Fortschritte, welche sich bei diesem grossartigen Unternehmen 
ergaben, waren teils technischer, teils wissenschaftlicher Natur, insoferne 
nicht bloss vielfache Verbesserungen der Messinstrumente und Messmethoden, 
sondern auch neue Lehrsätze gefunden und angewendet wurden, um die 
gesuchte Abplattung der Erde und damit die Länge des Meridianquadranten 
mit der zur damaligen Zeit möglichen Genauigkeit zu bestimmen. Wegen 
dieser neuen Gradmessung standen zu Anfang des neunzehnten Jahr 
hunderts die Franzosen entschieden an der Spitze der geodätischen Wissen 
schaft, und sie verdankten ihren Vorrang vor den anderen Völkern haupt 
sächlich dem Umstande, dass den letzteren von ihren Regierungen keine
	        
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