Full text: Johann Georg Soldner und sein System der Bayerischen Landesvermessung

haft eingerichtete Dorfschule zu Banzenweiler und hielten ihn früh zu 
landwirtschaftlichen Arbeiten an. Nach Soldners eigenen, leider unwieder 
bringlich verlorenen Aufzeichnungen über seine Jugendjahre, die noch 
Schelling als Akademie-Präsident für seine am 26. März 1834 gehaltene 
Festrede benützen konnte 2 ), waren es Erzählungen benachbarter Bauern 
von den Operationen des Feldmessens und einige geometrische Notizen 
im alten Ansbacher Kalender des elterlichen Hauses, wodurch die Auf 
merksamkeit des Knaben erregt und sein schlummerndes mathematisches 
Talent geweckt wurde. So geringe Anregung genügte ihm, eine Beilie 
geometrischer Lehrsätze zu erfinden! Seine Freude darüber war um so 
grösser, als er sich für den ersten Entdecker und Besitzer derselben 
ansah. Mehrere dieser Lehrsätze und auch die Umstände, die ihn zur 
Entdeckung führten, hatte Soldner in der Erzählung seiner Jugendjahre 
aufgeführt, und nach der Versicherung seines astronomischen Amtsnach 
folgers, Professors Lamont, der sie gelesen und Schelling mitgeteilt hatte, 
verdienten die sinnreichen Mittel Bewunderung, womit sich der jugend 
liche Geist die Bahn zur Auflösung mancher verwickelten Aufgabe brach. 
Durch seine Erfolge angefeuert, gab der Jüngling auch später, als ihn 
die bäuerlichen Arbeiten immer mehr in Anspruch nahmen, das Sinnen 
und Grübeln über mathematische Gegenstände nicht auf, und erst vollends 
nicht, seit es ihm gelungen war, sich aus kleinen Ersparnissen einige 
Lehrbücher anzuschaffen. Er stand schon im achtzehnten Lebensjahre, 
als sich endlich die Eltern durch ihn und den damals in Ansbach leben 
den, später in München als Akademiker wirkenden Physiker Yelin aus 
Wassertrüdingen bewegen Hessen, ihm zu gestatten ausser dem Hause 
wissenschaftliche Bildung zu suchen, zunächst bei Studienlehrern an der 
Lateinschule zu Feuchtwangen und dann bei Professoren des Gymnasiums 
zu Ansbach 3 ). Mit der auf dem Privatwege erworbenen sprachlichen 
Grundlage trat er gegen Ende des vorigen Jahrhunderts zu Berlin als 
Schüler des bei der K. preussischen Akademie der Wissenschaften ange- 
stellten Astronomen Bode ein, und schon nach wenigen Jahren konnte 
Soldner für die astronomischen Jahrbücher seines Lehrers mehrere litera 
rische Arbeiten liefern, deren Bedeutung im Zusammenhänge mit den 
merkwürdigen Umständen seines Bildungsgangs ihm bald Gönner und 
Freunde verschafften. König Friedrich Wilhelm III. von Preussen, der da-
	        
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