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Astronomie. Von seiner neuen Thätigkeit zeugen insbesondere die acht
jährigen höchst sorgfältig angestellten Ortsbestimmungen von Fixsternen
und Planeten, sowie die für eine von Paris ausgehende und über München
bis Wien sich erstreckende Längengradmessung im Verein mit dem Mann
heimer Astronomen Nicolai unternommenen Versuche, die Bewegungen
des Mondes zur Ermittlung geographischer Längenunterschiede zu be
nützen. Soldner hatte bereits begonnen, die vorhin erwähnten Orts
bestimmungen, ein glänzendes Zeugnis für den praktischen Astronomen,
unter dem Titel „Astronomische Beobachtungen“ in fünf Bänden heraus
zugeben, und es waren schon zwei Bände erschienen, als gegen den Druck
der übrigen von Seite einer akademischen Partei unter dem Vorwände
ökonomischer Erwägungen Anstände erhoben wurden. Diese nach mehreren
Jahren allerdings nicht mehr geltend gemachten Bedenken veranlassten
Soldner, auf die weitere Veröffentlichung und Verwertung seiner so schätz
baren Bestimmungen von Sternörtern zu verzichten. Es geschah dieses
jedoch nicht, ohne dass sich seiner ein starker Unmut bemächtigte, und
diese Verstimmung wurde noch erhöht durch ein schmerzhaftes Leber
leiden, das ihn zwang, alles weitere Beobachten aufzugeben.
Nach zehnjährigen Anstrengungen überliess Soldner im Jahre 1828
seinem Assistenten und späteren Amtsnachfolger Lamont das Feld der
Beobachtung und begnügte sich mit der Leitung der Geschäfte der
Sternwarte. Seine Kräfte verfielen zusehends mit der Steigerung des
Leberleidens, und am 13. Mai 1833 beschloss er sein einsames aber
thätiges und wirkungsreiches Leben, tief betrauert von Freunden und
Geschwistern, von denen zwei dem am 15. Mai Abends 6 Uhr von der
Königl. Sternwarte aus nach dem Bogenhausener Kirchhofe sich bewegen
den Leichenzuge folgten. Seine Ruhestätte an der Westseite der Kirche
bezeichnet eine prunklose Gedenktafel aus Stein. 4 )
Soldner erreichte ein Alter von nicht ganz 57 Jahren. Er lebte
stets zurückgezogen, ihm genügte der Umgang mit wenigen erprobten
Freunden. Zu diesen gehörte besonders Fraunhofer, den er in seinen
theoretischen Arbeiten vielfach unterstützte. Nach dem Zeugnisse Schel-
lings hegte Soldner für wahres wissenschaftliches Verdienst aufrichtige
Achtung; dagegen war es ihm unmöglich, auch nur scheinbar mit den
jenigen auf gutem Fusse zu leben, welche sich in Ermangelung wahrer