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Bild, das man von vorn oder von oben siebt, den entgegengesetzten
Standpunkt einnehmen soll, um es von hinten oder von unten zu
zeichnen, wodurch ja rechts und links mit einander vertauscht und
das nächste zum entferntesten gemacht wird. Mag es sich immerhin
empfehlen, einzelne Eigenschaften eines Gradnetzentwurfes aus den
Gesetzen der Perspektive abzuleiten, die Entstehung des Bildes sollte
man aut diese Weise nicht erklären. Wer sich davon überzeugen will,
was für ein Wirrwarr auch in guten Köpfen dadurch hervorgerufen
wird, dafs rechts und links mit einander vertauscht wird, der versuche
einmal, junge Leute nicht mit Hülfe einer Sternkarte, sondern durch
Betrachtung des Himmelsglobus in die Astrognosie einzuführen. Ich
habe alle diese Erfahrungen gemacht und mich dadurch veranlafst ge
sehen, einen naturgemäfseren und somit einfacheren Weg zur Einführung
in die Lehre von den Kartenprojektionen zu suchen. Es ist doch auch
eine bemerkenswerte Thatsache, dafs, trotzdem die drei einzig und
allein wichtigen perspektivischen Projektionen bereits vor unserer Zeit
rechnung bekannt waren, und trotzdem dafs Ptolemäus über zwei von
ihnen eine Abhandlung geschrieben hat, er doch in seiner Geographie
keine von ihnen zur Abbildung der Erdobei’fläche benutzt, sondern
zwei andere empfiehlt, die nicht auf den Gesetzen der Perspektive be
ruhen. Auch unter den sämtlichen Projektionsarten, mit denen der
grofse Reformator der Kartographie, Mercator und sein ihm ebenbür
tiger Nachfolger Lambert die Wissenschaft bereichert haben, befindet
sich nicht eine einzige, die aus perspektivischen Betrachtungen abge
leitet ist oder abgeleitet werden könnte. Ja man darf geradezu be
haupten, dais die Lehre von den Kartenprojektionen dadurch, dafs
man sie auf die Lehre von der Perspektive begründet hat, mehr ge
hemmt als gefördert ist; denn wie Hammer in seinem vorzüglichen
Werke über die wichtigsten Kartenprojektionen, Stuttgart 1888, nach
gewiesen hat, sind die sämtlichen perspektivischen Projektionen mit
Ausnahme der drei schon aus dem Altertume herstammenden so gut
wie wertlos, weil von ihnen allen dasselbe gilt, was Lambert an an
deren Projektionen tadelt, dafs sie keiner bestimmten Absicht Genüge
leisten, denn:
§ 4. Die Aufgabe des Kartenzeichners besteht darin,
dafs er die Punkte der Kugeloberfläche nach einem bestimm
ten mathematischen Gesetze so auf die Ebene überträgt,
dais ihre Anordnung einer bestimmten Anforderung Genüge
leistet.
Da nun die Punkte der Kugeloberfläche in ein Gradnetz einge
ordnet sind, so kommt es zunächst darauf an, dies Gradnetz auf die
Ebene zu übertragen, dann wird sowohl auf der Ebene wie auf der
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