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ist aber eine Überschreitung der Halbkugel wünschenswert, und für
diesen Fall empfiehlt sich eine Entwerfungsart, die den Fehler der
Winkelverzerrung bei der einen und den Fehler der Flächenverdehnung
bei der anderen vermindert und so viel wie möglich ausgleicht. In
gewissem Sinne geschieht dies schon bei dem speichentreuen Entwürfe.
Will man aber eine Darstellung, die genau die Mitte zwischen dem
flächentreuen und dem winkeltreuen Entwürfe hält, so dafs die Fehler
nach beiden Seiten hin dieselbe Gröfse haben, so bietet sich dafür
wie von selbst das geometrische Mittel aus den Halbmessern des
flächentreuen und winkeltreuen Entwurfs, nämlich
p == 2 . y sin a/ 2 . tang a/ 2
Das mit diesem Halbmesser beschriebene Gradnetz mag, bis sich eine
bessere Bezeichnung findet, den anderen als mitteltreues hinzuge
fügt werden.
Geometrisch läfst sich dieser Halbmesser auf folgende Weise dar
stellen. Es sei wieder M der Kugelmittelpunkt, A der Augen- oder
Berührungspunkt, N sein Gegen
punkt und AB ein Bogen des
Meridians = a°, dann ist ANB
= a/ 2 , die Sehne AB der Halb
messer des flächentreuen und die
Berührende A C der Halbmes
ser des winkeltreuen Gradnetzes.
Fällt man auf die Sehne AB
das Lot MD und verlängert es
bis zum Punkte E, so wird auch
AC in E halbiert. Beschreibt
man um E als Mittelpunkt mit
E A = E C einen Halbkreis,
macht AF=AB, errichtet in
F das Lot EG, so ist AG das
geometrische Mittel zwischen
AB uud AC.
§ 21. Wir haben also für unsere Radkarten sechs Gradnetzent
würfe, bei denen die Punkte der Kugeloberfläche um den Standort
des Beobachters im Berührungspunkte oder um seinen Augenpunkt in
der Bildebene so angeordnet sind, dafs seine Sehstrahlen ihre wahren
Richtungen nach den in die Bildebene erhobenen Punkten darstellen,
der Reif der Radkarte den Begrenzungskreis des Gesichtsfeldes bildet
und die Abstände der Reifen oder die Speichen nach einem dem Zwecke
der Karte entsprechenden mathematischen Gesetze abgemessen werden.