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wieder ihre richtige Lage einnimmt, nachdem das Instrument in einen Zustand gleich
förmiger Erwärmung gekommen ist.
In Rücksicht auf die grosse Wichtigkeit dieser Verhältnisse in Bezug auf Schnelligkeit
und Güte der Nivellierarbeit sei hier eine Stelle aus Jokdan, Handbuch der Vermessungs
kunde II, 1904, S. 480 wörtlich angeführt, deren Inhalt sich Verfasser durchaus anschliesst.
„In manchen Nivellierungs-Anweisungen wird gesagt, der Nivellierende solle
jeden Tag sein Instrument durch Libellen-Umsetzungen usw. prüfen und kleine
gefundene Fehler jeweils an den Richtschrauben verbessern. Wir raten davon ab.
Nur wenn ein ganz besonderer Fehler sich zeigt, darf an dem Instrumente
geschraubt werden; bei guter Behandlung kann einen ganzen Sommer lang das
Instrument ungeändert bleiben. Die kleinen unvermeidlichen Instrumentenfehler
sollen nicht täglich geändert, sondern konstant erhalten werden, damit sie durch
das Nivellierverfahren (gleiche Zielweiten, Hin- und Her-Nivellieren usw.) eliminiert
werden können. Die Hauptbedingung: Parallelität von Libellenachse und Ziel
achse, soll so genau erreicht sein, dass kleine Ungleichheiten der Zielweiten beim
Nivellieren aus der Mitte unschädlich bleiben. Ist das der Fall, so sind bei der
Geländeaufnahme nach den Seitenpunkten beliebige Zielweiten ohne weiteres zu
lässig.“
Die kleinen veränderlichen Instrumentalfehler lassen sich nicht etwa durch Lockerung
von Befestigungs- und Richtschrauben erklären, sondern sie sind augenscheinlich auf Form
veränderungen der einzelnen Instrumententeile zurückzuführen, die durch wechselnde
Wärmestrahlung hervorgerufen werden. In Anbetracht dessen erscheint die seit einigen
Jahren auch in Deutschland üblich gewordene graue oder gar schwarze Lackierung un
zweckmässig, da die schwarz lackierten Teile alle Wärmestrahlen schnell in sich aufnehmen
und dadurch Änderungen in Form und Grösse erleiden. Unter diesem Gesichtspunkte
betrachtet wäre Weiss die geeignetste Farbe, doch würde diese bei grellem Sonnenschein
das Auge blenden und schnell ermüden. Ein helles Grau dagegen vermeidet letzteren
Missstand und wirft trotzdem genügend Wärmestrahlen zurück. Aus diesem Grunde werden
neuerdings in der Werkstatt des Verfassers alle geodätischen Instrumente mit hellgrauer
Lackierung versehen.
Schliesslich sei noch daran erinnert, dass man 1 ), falls gleiche Zielweiten für Rück-
und Vorblick nicht angängig sind, doch eine Eliminierung der Instrumentalfehler dadurch
herbeiführen kann, dass man die Summe aller Zielweiten für den Rückblick gleich der
Summe aller Zielweiten für den Vorblick macht. Immerhin sollte letzteres Verfahren nur
als Notbehelf angesehen werden.
') Vogler, Lehrbuch der praktischen Geometrie II, 1894, S. 333.