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Kippbewegung des Fernrohres sich in gewünschter Weise vei’schob. Aber dieses Diagrammbild
war nur bei trübem Wetter und dunkelem Hintergrund der Distanzlatte sichtbar, gleichviel,
ob man schwarze Linien auf durchsichtigem Grund oder helle Linien auf dunkelem Grund
wählte. Sobald jedoch die Latte und ihr Hintergrund hell beleuchtet waren, verschwanden die
lichtschwachen Kurvenbilder völlig. Das war nach den ersten, vielversprechenden Versuchen
eine grosse Enttäuschung, und es war dem Verfasser sehr schmerzlich, Herrn Professor
v. Hammer mitteilen zu müssen, dass die optische Diagrammverschiebung aus den eben
erwähnten Gründen nicht anwendbar sei.
Nun folgten bis Dezember 1899 wieder fruchtlose Versuche zur mechanischen Diagramm -
Verschiebung oder Diagrammdrehung in der Bildebene des Fernrohres. Dann aber gelang es,
die Einrichtung zur optischen Bildverschiebung, die im April 1899 entworfen war, so zu ver
bessern, dass sie auch bei hellem Wetter und von der Sonne beschienenen Latte verwendbar war.
Näheres ist aus folgendem Briefe vom 13. Januar 1900 an Herrn Professor v. Hammer ersichtlich :
Abbildung 6.
„ Anbei ein Entwurf 1 ) für eine neue optische Diagrammverschiebung. Dieselbe
unterscheidet sich im wesentlichen von dem vor etwa Jahresfrist Ihnen vorgelegten
Entwurf dadurch, dass die Strahlenbüschel, welche vom Objektiv und vom Glas
diagramm kommen, völlig voneinander getrennt sind und in der Fadenkreuz-
Ebene zwei getrennte, nebeneinander liegende Bilder erzeugen. Wenn die Kante s des
Prismas p gut gearbeitet ist, so werden nach meinen Vorversuchen die Linien des
Diagrammes mit genügender Deutlichkeit und Schärfe das Lattenbild berühren.
Bei horizontalem Fernrohr wird das Gesichtsfeld ungefähr folgendermassen (Ab
bildung 8 Seite 5) aussehen, wenn der ,Nullfaden' des Diagrammes auf den Latten-
Nullpunkt (+ 1,35 m) gerichtet ist. Ein Fernrohr dieser Art ist in Arbeit.“
') Diese ursprüngliche Entwurfszeichnung ist verloren und kann daher hier nicht wieder
gegeben werden. Jedenfalls lagen aber die zur Erzeugung des Diagrammbildes dienenden Prismen
und die Konvexlinse zum Teil noch ausserhalb des Fernrohres, so, wie es die statt der verlorenen
Zeichnungen abgedruckten Abbildungen 5 — 7 (aus der Patentschrift D.R.P.Nr. 122 901) ersehen lassen.