Full text: Studien zu Philipp Apians Landesaufnahme

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Max Gasser 
Postamente schreitend, eine allegorische Figur mit dem bayerischen 
Löwen zur Seite; ein Motto von Plinius zur Rechten, ein weiteres 
auf der Vorderseite, ersetzen das Gedicht der Ausgabe von 1568. 
Was die Zeichnung anbelangt, so zeigt der Weinersche Nach 
stich eine zartere Linienführung. Die Flüsse zeigen in Schraffur die 
Wellenbewegung des Wassers, die Seen sind in Punktur gehalten. 
Das Aufnahmegebiet der Apianschen Karte erstreckt sich von 
47° 23' bis 49° 28' nördlicher Breite. Von Ingolstadt aus nach 
Westen 41,4' bis 31° 24,6' östlicher Länge, nach Osten 141,4' bis 
34° 27,4' östlicher Länge, also genau 100 Minuten mehr, wodurch 
der Ingolstädter Meridian mehr oder weniger als Ausgangslinie für 
die Kartenanlage sich kennzeichnet. Apian benutzte die Zylinder 
projektion des Marinus. Dieselbe liefert mittelabstandstreue Meridiane, 
ist jedoch weder winkel- noch flächentreu. Auf der Karte (1:50000) 
ist das Verhältnis zwischen Breiten- und Längengraden (sec cp) sein- 
gut gewahrt. Die entsprechenden Maße der Karte bei cp = 49° 27' 
entnommen sind für eine Breitenminute ß‘ — 37,20 mm, für eine 
Längenminute 1‘ — 24,88 mm. Hieraus berechnet sich cos cp zu 
0,668 926, 9? = 48° als mittlere geographische Breite des Aufnahme 
gebietes. 
Ueber die seiner Projektionskugel zu Grunde gelegten Kon 
stanten klärt uns eine Stelle in seiner Mappe (Blatt 23) auf. Dort 
selbst gibt Apian eine kurze Anweisung, die Karte zurecht zu legen, 
sagt unter anderem: „Eine gemaine Teutsche meil (Welche jch in 
diser Beschreibung und Landtafln, auch sonst bei uns gebrauchet) 
hält 4000 geometrische passus oder schrit, ungefährlich eine stünd 
reitens.“ In Peter Apians Kosmographie 1 ) werden wir mit der 
ganzen Maßentwickelung vom Gerstenkorn bis zur germanischen 
Meile = 4000 passus bekannt. „Et secundum aliquos 480 stadia uni 
gradui aequinoctialis correspondent, quae quindecim milaria Germana 
aut 60 Italica mensurat.“ Jenem Maße von 480 Stadien für einen 
Grad liegt aber das Ptolemäische oder Philetärische Stadion zu 
Grunde. Eine der schwierigsten Fragen der antiken Metrologie ist 
die sichere Reduktion der Stadienlänge auf unser Metersystem. Nur 
aus einigen unsicheren Angaben, z. B. aus der Breite der Dardanellen 
oder aus den Dimensionen antiker Denkmäler der Baukunst, können 
1 ) Peter Apian cosmographicus liber. Ingolstadt 1524, S. 33.
	        
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