Full text: Studien zu Philipp Apians Landesaufnahme

Studien zu Philipp Apians Landesaufnahme. 
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anderer Aufnahmeart, nicht aber auf die Messungsart des Cassini, auf 
Triangulation schliessen lassen. 
Wenn auch das Kartenbild der Umgebung von Nürnberg nicht 
den Charakter einer Triangulierung in sich trägt, so könnten sich 
doch anderswo auf dem Kartenfelde Anzeichen liiefür finden. Um 
nach dieser Richtung hin die Karte zu untersuchen, wurden sämtliche 
zur Verfügung stehende Blätter der Apianschen Karte mit fast den 
selben Maßstab haltenden Generalstabskarten auf einem Kopierpulte 
verglichen. Die Gegend von Ingolstadt, Lechfeld, von München, kurz 
das ganze Aufnahmegebiet zeigt hiebei dieselben charakteristischen 
Verschiebungen, welche zwar auf ein einheitliches Aufnahmeverfahren 
schliessen lassen, eine Basis- und Winkelmessung, also eine Triangu 
lation, vollkommen negieren. Eingangs haben wir in Apians Suppli 
kation auch einige Anhaltspunkte über die zur Aufnahme verwendete 
Zeit gefunden. Die schier sechs bis sieben Sommerszeiten sinken 
sicher aus oben erwähnten Umständen auf kaum fünf. Hält man 
dagegen die Opfer an Zeit und Arbeitskräften, welche die bayerische 
Landesaufnahme erforderte, zum annähernden Vergleiche dagegen, so 
kann man sicher die Behauptung aussprechen, Apian war es unmög 
lich, in dieser Zeit mit seinen zwei ständigen Hilfskräften und mit 
seinen ortskundigen Markanweisern, auch bei grösstem Fleisse und 
Ausdauer, ein solches Aufnahmeverfahren einzuhalten. 
Auch wäre ein in der Geschichte des Kartenwesens so bedeu 
tender Fortschritt, der sich inmitten eines hochentwickelten Kultur 
staates abgespielt hätte, uns sicher überliefert worden. Eine Landes 
aufnahme, begründet auf Basismessung mit anschliessender Winkel 
beobachtung hat bis jetzt nachweisbar zuerst Snellius in Holland 1615 
bei seiner Gradmessung angewandt. Die von Wellisch*) vermutete 
Priorität Hirschvogels bei seiner Aufnahme von Wien im Jahre 1547 
ist sehr gewagt, da aus jenem Aufsatze auch nicht die geringste 
Aehnlichkeit mit dem Snelliusschen Verfahren hervorgeht. Hiernach 
mass Hirschvogel von sechs Standpunkten aus nach denselben Zielen 
die Winkel, das Wesen der Triangulation erfordert jedoch, dass von 
einer gemessenen Basis ausgehend die Winkelmessungen fortschreiten, 
die neu gewonnenen Seiten durch trigonometrische Funktionen be 
rechnet werden. 
x ) Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins. 
1888, S. 553.
	        
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