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Böschungen annehmen und mit Schwarz zu bezeichnen; zur Bestimmung
der zwischen 0 und 45 Graden fallenden Winkel eine verhältnißmaßige Mi
schung der weißen und schwarzen Farbe anwenden, dadurch erreicht man
den Vortheil, die Abstufungen beider Farben mehr ersichtlich zu machen.
Nachdem aber das gewöhnliche Material, auf welchen die Uneben
heiten dargestellt werden (das Papier) die weiße Farbe hat, so kann die
Mischung des Weiß und Schwarz nur dadurch bewirkt werden, daß auf
dem Papiere eine Fläche im Verhältniß ihrer Böschung mit einer größeren
oder kleineren Quantität schwarzer Farbe (Tusch) angelegt wird.
Bezeichnet man die Quantität des Tusches auf eine und dieselbe
Fläche bei einer Neigung von 45 Graden mit 8, bei einer kleineren Nei
gung von a Graden mit s, so ist nach dem Gesagten s : 8—a: 45, daraus
8: (8—s)==a : (45—a). Aber s können wir uns entstanden denken durch
die Mischung der Quantität 8 mit einer Quantität w der weißen Farbe
von dem Tone des Papiers, auf welchem gezeichnet werden soll, und da
8 und w als entgegengesetzte Größen verschiedene Bezeichnung haben, so
ist 8—8—w, somit w=S—s.
Setzen wir diesen Werth in die obige Proportion, so erhalten wir
8 : w=a : (45—a) .... 1).
Dem ersten Verhältnisse s: w kann auf zweierlei Art entsprochen
werden, entweder wird, wie bisher angenommen worden ist, die Quantität
8 der schwarzen Tusche auf die Fläche von der Böschung a gleichmäßig ver
theilt, dieses ist die ehemals gebräuchliche Darstellung der Unebenheiten;
oder dieselbe Quantität s wird nur auf einzelne Stellen der Fläche, dann
aber natürlich im höheren Tone aufgetragen, und die ganz schwarzen Stellen
wechseln mit den weißen ab; dieses ist die jetzt gebräuchliche Art der Ter-
raindarstellung.
In dem letzten Falle müssen, damit das Verhältniß 8: w nicht ge
stört werde, die Flächeninhalte der schwarzen und weißen Stellen sich wie
die Zahlen a : (45—a) verhalten, was erreicht wird, wenn die schwarzen
Striche nahe von gleicher Länge, aber von solcher Breite und in einer
Entfernung gezogen werden, daß die Breite eines schwarzen zu dem neben
liegenden weißen Striche in dem obigen Verhältnisse stehen; dann kann
man in der Proportion 1) unter 8 und w auch die Breite der Striche ver
stehen, und jene mit folgenden Worten ausdrücken: Die Breite eines
schwarzen Striches soll sich zu der des nebe «liegen den
weißen Striches wie der Böschungswinkel a zu (45—a) ver
halten.
Diese Art die Neigungswinkel durch die Breite der Striche ersichtlich
zu machen, nennt man schraffiren*) und jeder einzelne Strich für sich
ein Schraffirstrich.
Man wird nicht erwarten, daß man bei dieser Darstellung die Ge
nauigkeit bis auf eiuzelne Miuuten treibe» könne, man muß sich begnügen,
die Böschungswinkel nur von 5 zu 5 Graden zu unterscheiden; läßt man
also in der Proportion 1) a von 5 zu 5 Graden wachsen, so findet man
das nachfolgende Verhältniß zwischen der Breite eines schwarzen und des
daneben liegenden weißen Striches.
') Von dem italienischen sgraffiare.