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Das Dreiecksnetz der zweiten Ordnung.
§. 23. Bei der Bildung der Dreiecke der zweiten Ordnung hak man
zu beachten, daß von jedem einzelnen Scheitel eine freie weite Aussicht ist,
daß wenigstens drei solche Punkte auf eine Qnadratmeile fallen, davon im
ungünstigsten Falle doch einer ein Standpunkt sei, von welchem die beiden
andern sichtbar sind, endlich daß jeder dieser Punkte mit einer Seite der
Dreiecke erster Ordnung ein Dreieck bildet, in welchem zu seiner Auflösung
die erforderlichen Stücke gemessen werden können.
Hier müssen wir noch in Erinnerung bringen, daß nach beendeter
Triangnlirung die Abscissen und Ordynaten der Punkte auf einen Meridian
berechnet werden.
Um nun einerseits beim Aufstellen der Signale für die Dreiecke
zweiter Ordnung einen Anhaltspunkt hinsichtlich der Gränze einer Quadrat
meile zu haben, anderseits jede Quadratmeile ans eine einfache Art von
allen übrigen zu unterscheiden, zieht man in einer, die zu vermessende Fläche
darstellenden Landkarte zuerst den oben erwähnten Hauptmeridian, und theilt
von diesem angefangen die ganze Fläche in eine Meile breite Streifen, die
man Kolonnen nennt.
Diese Kolonnen werden vom Hanptmeridiane angefangen sowohl gegen
Osten als Westen durch fortlaufende römische Ziffern bezeichnet.
Von einem in dem Hauptmeridiane genommenen Punkte angefan
gen, werden auf jenen senkrechte eine Meile von einander abstehende Linien
gezogen, und die so erhaltenen Schichten durch arabische von Nord nach
Süd fortlaufende Zahlen unterschieden; damit aber bei der Vermessung
nicht etwa ein Punkt über die äußerste nördliche Schichte falle, fängt man
mit der Nummerirnng einige Schichten oberhalb des Landes an.
Jede dieser sowohl von Nord nach Süd als auch von West nach Ost
gezogenen Linie nennt man Meilenlinien, sie sind sowohl für den trigono
metrischen als auch geometrischen Triangulator wie auch für den Detail
geometer von der größten Wichtigkeit.
Durch die oben angegebene Eintheilung und Bezeichnung, ist jede
einzelne Qlladratmeile von allen anderen unterschieden.
So ist z. B. bei der Vermessung der Provinz Galiziens Oestl. Kol.
XVII, Schichte 34 jene Qlladratmeile, in welcher Zaleszczyki liegt; in der
W. K. XXXIX, Schichte 12 liegt Krakau.
Mit Hilfe dieser Eintheilung wird der Geometer beurtheilen, wo ein
Signal erforderlich wird, damit es noch in eine bestimmte Quadrat
meile falle.
Aus den anfangs angeführten Bedingungen folgt, daß man bei der
Bildung der Dreiecke zweiter Ordnung nicht mehr ans ihre gleichseitige
Form Rücksicht nehmen könne; man muß hiebei mehr auf das Terrain
sehen, und da mit einer Seite zweiter Ordnung keine weitere berechnet,
ferner jedes Dreieck zweiter Ordnung als ein ebenes aufgelöst wird, so
brauchen nicht alle drei Winkel gemessen, sondern der dritte kann auch
durch die Subtraktion der beiden gemessenen von 180° bestimmt werden.
Sind aber alle drei Winkel eines Dreieckes gemessen worden, so wird der
in ihnen etwa enthaltene Messungssehler vor dem Beginne der Rechnung
auf alle drei Winkel vertheilt.