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künfte geben und den Ingenieur in die Lage setzen, die zum Zwecke
der endgültigen Wahl zwischen den verschiedenen Varianten not
wendigen vergleichenden Kostenberechnungen mit hinreichender Ge
nauigkeit aufzustellen, und auf Grundlage der dabei zu erzielenden
Resultate und der aus den verschiedenen Steigungsverhältnissen und
den verschiedenen Betriebslangen vergleichungsweise zu berechnen
den Betriebskosten, die Vor- und Nachteile einer jeden Variante
ziemlich scharf gegeneinander abzuwägen.
Einen ganz unschätzbaren Wert haben endlich Schichtenpläne
bei Ueberschreitung von Wasserscheiden für die Auffindung des vor
teilhaftesten Uebergangspunktes, für die Bestimmung der geeignetsten
Höhe für diesen Uebergang und eventuell für die Festsetzung der
notwendigen Tunnellänge in dem Falle, als es auch bei Anwendung
der grössten noch zulässigen Steigungen und möglichster Entwicke
lung in den Seitenthälern nicht möglich ist, mit der Baliutrace den
Bergrücken der Wasserscheide zu ersteigen, oder als andere bau
technische oder Betriebsriicksichteu diese offene Ueberschreitung
des Bergrückens nicht empfehlen sollten.
Diese und zahlreiche andere bei Tracierungen im Gebirgslaude
vorkommende Aufgaben können in entsprechender Weise nur mit
Zuhilfenahme von Schichtenplänen gelöst werden; dabei sind die
einzelnen Versuche und Studien zur Lösung stets nur auf dem Pa
pier vorzunehmen und erfordern jedenfalls grosse Erfahrung und ge
naue Kenntnisse des Baues und Betriebes von Seite des Eisenbahn
ingenieurs.
Nichtsdestoweniger genügen Schichtenpläne allein für die de
taillierte Festlegung einer definitiven Trace nicht, sondern sie ge
statten nur, die allgemeinen Steiguugs- und Richtungsverhältnisse
dieser Trace mit möglichster Schärfe zu bestimmen. Ist eine solche
Linie aufgefunden, am Felde ausgesteckt und nivelliert, so kann
häufig die Erfahrung gemacht werden, dass an manchen Orten, durch
eine teilweise Verrückung der Trace parallel zu sich selbst, oder
durch eine mässige Schwenkung derselben um einen festzuhaltenden
Punkt, oder auch durch Aenderung des einen oder audereu Kurven
halbmessers, die für die Herstellung der Linie notwendigen Erd- und
Felsarbeiten oder Objektsbauten mehr oder minder reduziert wer
den können. Solche in keinem Falle aber bedeutende Tracenäude-
rungen können sich ferner nach Aussteckung der Linie durch ver
schiedenartige Bauhindernisse, deren Vorhandensein auf dem Schich
tenplane nicht genügend ersichtlich war, wie durch Strasseniiber-
setzungen, Gebäulichkeiten oder durch das Autreffen ungünstigen
Baugrundes u. dergl. ergeben, und sind in diesem Falle die notwen
digen Verschiebungen mit Vorteil auf Grundlage detaillierter Quer
profile vorzunehmen, wie dies an anderer Stelle erläutert wurde.
Der mit hinreichender Erfahrung ausgerüstete Ingenieur wird
übrigens zu diesem Behufe in jedem speziellen Falle bald den ge
eigneten Weg einzuschlagen wissen und sich niemals au herge
brachte Methoden binden, für die man doch den Anspruch auf all
gemeine Gültigkeit nicht erheben kann.