Full text: Anleitung zum Tracieren von Eisenbahnlinien für angehende Ingenieure

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Was speziell die Einlegung der Kurven sowie die Bestimmung 
der geeignetsten Kurvenhalbmesser betrifft, so bietet der Schichten- 
plan die vortrefflichsten Anhaltspunkte zur Entscheidung dieser 
Fragen, insofern als er ein direktes Urteil darüber möglich macht, 
welcher von mehreren, zur Verbindung zweier gerader Linienstrecken 
eventuell eingezeichneten Bögen, den Bedinguissen eines billigen 
Baues am besten entspricht. Zu diesem Behufe wird folgender 
Vorgang eingeschlagen: 
Wenn beispielsweise in Fig. 12, Taf. II, AB und BC diejenigen 
geradlinigen Tracenteile wären, die mit Rücksicht auf die bereits 
angenommene Bahnsteigung auf Grundlage des vorliegenden Schich 
tenplaues als die in baulicher Beziehung geeignetsten ermittelt wur 
den, und welche nunmehr mittels eines Kreisbogens miteinander zu 
verbinden sind, so ist klar, dass sich zwischen diese zwei Linien, die 
selben als Tangenten betrachtet, so viele verschiedene Kreisbögen 
einlegen lassen, als man verschiedene Radien für dieselben annehmen 
kann. Es ist auch einleuchtend, dass die Mittelpunkte dieser Kreis 
bögen sämtlich in der Halbierungslinie Liedes Winkels ABC lie 
gen und dass die Bögen um so länger ausfallen werden, je grös 
ser ihr Halbmesser wird. 
Um nun denjenigen Kreisbogen zu finden, welcher sich den 
Steigungsverhältnissen der beiden geradlinigen Anschlussstrecken 
am besten anpasst, beziehungsweise mit Rücksicht auf den vorlie 
genden Schichtenplan die grösste Oekonomie an Bauarbeiten in Aus 
sicht stellt, braucht man nur mehrere solcher Bögen wirklich einzu- 
zeichneu, und für jeden derselben aus den einzelnen Kurven des 
Schichtenplanes das zugehörige Längenprofil zu konstruieren, so 
wird man aus dem Vergleiche dieser Längenprofile ohne besondere 
Schwierigkeiten den für den gegebenen Fall am meisten geeigneten 
Bogen herausfinden können. Bei einiger Uebung im Studium und 
Gebrauch der Schichtenpläne wird man übrigens für diese Wahl 
auch leicht die Konstruktion der einzelnen Längenprofile entbehren 
können und im stände sein, schon aus der Horizoutalprojektion der 
verschiedenen Bögen den vorteilhaftesten zu bezeichnen. 
Zu diesem Behufe verwendet man häufig der Zeitersparnis 
wegeu Bogenschablonen aus Papier oder feinem Furnierholz, die 
im betreffenden Massstabe des Schichtenplanes für alle gangbaren 
Radien vorbereitet sind. Legt man an die Linien AB und BC 
Lineale an, und stösst man an dieselben eine Bogenschablone so, 
dass dieselben an die Schablone zu beiden Seiten tangieren, so 
entspricht die äussere Kurve dieser Schablone in Wirklichkeit dem 
Bogen des betreffenden Halbmessers, und versucht man meh 
rere Schablonen verschiedener Halbmesser in gleicher Weise, so 
wird man bei einiger Uebung in dieser Arbeit bald die passendste 
unter ihnen finden, ohne der wirklichen Konstruktion der ein 
zelnen Bögen zu bedürfen. In dem vorliegenden Falle wird man 
beispielsweise sofort erkennen, dass von den drei eingezeichneten 
Bögen, der mit dem grössten Halbmesser durch in2 gehende Bogen 
am Scheitel um eine ganze Schichte höher liegt, als der durch m 
gehende und dass, wenn die Höhe einer solchen Schichte z. B. 5 m 
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