Full text: Anleitung zum Tracieren von Eisenbahnlinien für angehende Ingenieure

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nisse in den Weg stellt, ob und an welchen Punkten Flussüber- 
Setzungen angezeigt erscheinen, um für die Bahnanlage das günsti 
gere Ufer zu gewinnen, an welcher Berglehne und mit welchem 
Gefälle die Bahn daselbst fortgeführt werden soll, bis zu welchem 
Punkte der Wasserscheide man mit den angenommenen Maximal 
steigungen der Bahn, sei es in den Hauptthälern selbst, sei es mit 
Benutzung von Nebenthälern, wodurch die Bahn verlängert und so 
mit unter Annahme des gleichen Steigungsmaximums die Höhenlage 
des Endpunktes der Bahn vergrössert werden kann, aufzusteigen 
vermag, beziehungsweise ob und an welchem Punkte ein Durch 
brechen der Wasserscheide mittels eines Tunnels notwendig sein 
wird. 
In vielen Fällen bieten sich bei Ueberschreitung von Wasser 
scheiden mehrere durch Seitenthäler zu erreichende höher und tiefer 
liegende Einsattelungen des Gebirgsrückens dar, und wird sich die 
Rekognoszierung der Linie darauf erstrecken müssen, nicht nur so 
weit dies schon aus Karten geschehen kann, die möglichen und zu 
gänglichen Einsattelungen (Pässe) aufzusuchen, sondern auch jede 
einzelne derselben in bezug auf die mögliche Bauausführung sowie 
auf die Betriebsverhältnisse der daselbst anzulegenden Linien zu 
prüfen, eventuell die verschiedenen möglichen Lösungen unterein 
ander zu vergleichen. 
Derartige Linien bieten in der Regel, namentlich wenn die zu 
der Wasserscheide aufsteigenden Thäler eng sind und steile Wände 
haben, dem Baue grössere Schwierigkeiten dar, und verlangen ein 
eingehendes Detailstudium für die definitive Trace, während die 
allgemeinen Richtungs- und Steigungsverhältnisse, wie solche bei 
Vornahme der Rekognoszierung massgebend sind, oder erst an 
näherungsweise gefunden werden sollen, gewöhnlich nur einen ge 
ringen Spielraum gestatten. 
Komplizierter wird die annäherungsweise Bestimmung der Trace 
bei Bahnlinien, welche zwei Punkte miteinander verbinden soll, die 
sich in verschiedenen durch mehrere Wasserscheiden und mehrere 
Haupt- und Nebenthälern getrennten Gebieten befinden; hier, sowie 
in ausgesprochenem Hügellande, muss sich die Rekognoszierung über 
ein weites Gebiet erstrecken, und die approximative Bestimmung 
der Höhen einer möglichst grossen Anzahl solcher Punkte des Ter 
rains als Einsattelungen, Thalsohlen u. dergl. umfassen, welche für 
die Führung der Trace von Entscheidung sein können. Hierfür 
sind barometrische Höhenmessungen hinreichend genau, und mit 
Vorteil anzuwenden. 
In solchen Fällen sind gewöhnlich mehrere Lösungen möglich, 
und ist es da die Aufgabe des tracierenden Ingenieurs diejenige 
Linie zu ermitteln, nach welcher bei möglichst geringer Länge der 
Trace und bei unter Benutzung der niedrigsten bestehenden Ein 
sattelungen zu erfolgenden Höhenübersetzungen mit dem günstigsten 
Bau- auch die besten Betriebsverhältnisse zu erreichen sind. 
Die Resultate der oben erwähnten Höhenmessungen in die 
Spezialkarte des in Frage stehenden Terrains eingetragen, geben 
die ersten Anhaltspunkte für die Führung der Bahntrace, wobei
	        
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