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mehrerer Terrainbruchpunkte handelt, ist das geometrische Flöhen
messen mit Zuhilfenahme der Nivellierinstrumente sehr zeitraubend,
demzufolge auch immer kostspielig und ausserdem bei steilen
Abhängen, wenn es nicht mit ausserordentlicher, oft an Kleinlich
keit grenzender Präzision vorgenommen wird, auch nicht genügend
verlässlich. In solchen Fällen empfiehlt sich dann das Höhenmes
sen auf physikalischem Wege, mittels der Barometer.
Das Prinzip, das den barometrischen Höhenmessnngen zu Grunde
liegt, kann hier als bekannt vorausgesetzt werden. Die Dichtigkeit
der atmosphärischen Luft Dimmt nämlich mit der Entfernung vom
Erdmittelpunkt, beziehungsweise mit der absoluten Höhe des Be
obachtungspunktes ab, und steht in direktem Verhältnis zur Höhe
der Quecksilbersäule, die von der Luft getragen wird. Aus dem
Stand der Quecksilbersäule lässt sich sonach auf die Dichtigkeit
der Luft, und indirekt auch auf die Höhe des Beobachtungspunktes
schliessen.
Wissenschaftliche Forschungen wie auch vielfältige Erfahrungen
haben aber weiterhin nachgewiesen, dass die Höhe der von der
atmosphärischen Luft an einem bestimmten Puukte getragenen
Quecksilbersäule nicht allein von der Höhe dieses Ortes, sondern
auch von der jeweiligen Temperatur der Luft, von dem Feuchtig
keitsgrad derselben, von ihrem elektrischen Zustand und endlich
auch von der herrschenden Windrichtung und anderen Zufälligkeiten
beeinflusst wird, die in ihrem Zusammenwirken eben den Dichtig
keitszustand der Luft schaffeu; eine oberflächliche Betrachtung lehrt
auch, dass die Höhe dieser Quecksilbersäule überdies mit der Tempe
ratur des Quecksilbers selbst veränderlich ist.
Ein Teil dieser Einflüsse, namentlich jene der Temperaturen
sowie jener der Veränderlichkeit der Schwerkraft unter verschiede
nen Breitengraden und in verschiedenen Höhen, unterliegt bestimm
ten und regelmässigen Gesetzen, und kann sonach entsprechend in
Rechnung gezogen werden, während wieder die Einflüsse anderer
Art, namentlich jene des hypsometrischen und elektrischen Zustan
des der Luft, im allgemeinen nicht messbar sind, und dadurch auch
unter ungünstigen Verhältnissen den Wert der barometrischen Höheu-
messungen wesentlich beeiuträchtigeu können.
Glücklicherweise kommen hier die gemachten Erfahrungen dem
Ingenieur vielfach zu statten, indem sie die Mittel zeigen, wie man
diese unberechenbaren aber doch sehr fühlbaren Einflüsse für die
Arbeit unschädlich machen und somit mit Zuhilfenahme der Baro
meter Höhenmessungen erreichen kann, die an Präzision und Ver
lässlichkeit den Resultaten der geometrischen Höhenmessungen nur
wenig nachstehen, dagegen vor allen auderen Höhenmessmethoden
eine ganze Reihe von Vorzügen voraus haben, die das Barometer
unstreitig zu einem sehr verwendbaren Instrumente des Eisenbahn-
Ingenieurs gestalten.
Dagegen haben allerdings Mängel anderer Art, die indesseu
keineswegs in der Anwendung des gewöhnlichen Quecksilberbaro
meters, sondern lediglich in dessen Konstruktion bedingt waren,
uud von welchen in dem Folgenden gesprochen werden wird, den
M a n eg a, Traci ereil von Eisenbahnlinien. 5