Full text: Anleitung zum Tracieren von Eisenbahnlinien für angehende Ingenieure

Bedarf nach einem Instrument nahegelegt, welches das Messen des 
jeweiligen Luftdruckes, und damit zusammenhängend das Messen 
der Höhen nach denselben Grundsätzen ermögliche, wie das Queck 
silberbarometer, ohne indessen ebenfalls jene eben erwähnten Män 
gel in der Konstruktion, namentlich den Uebelstand der zu geringen 
Kompendiosität an sich zu tragen wie jenes. So entstand nach 
vielfachen Wandlungen endlich das sogenannte M e ta 11 b a r o m e te r, 
Aneroid oder H o 1 os te r i q u e in seiner heutigen Form, das allen 
an ein verlässliches Höhenmessinstrument zu stellenden berechtig 
ten Anforderungen vollständig entspricht. 
Das Aneroid ist aber nur ein Surrogat für das wenig kompeu- 
diöse Quecksilberbarometer, und dient wie dieses lediglich zur Mes 
sung des Luftdruckes an einem bestimmten Orte, während die Be 
stimmung der Höhen aus den erhobenen Luftdrücken bei beiden 
Instrumenten in völlig gleicher Weise, und nach denselben physi 
kalischen Grundsätzen vorgenommen wird. 
In dem Folgenden soll sonach zuerst die Theorie und die Praxis 
des Höhenmessens im allgemeinen mit Zuhilfenahme von Barometer 
beobachtungen erläutert, und daran die notwendige spezielle An 
leitung für die Verwendung der Dosenbarometer geknüpft werden. 
a) Höh en messen mit Quecksilberbarometern. 
Wenn man an zwei vollkommen gleich und richtig zeigenden 
Barometern und Thermometern und zwei in der Atmosphäre verti 
kal übereinander liegenden Punkten gleichzeitige Ablesungen macht, 
so besteht zwischen diesen Ablesungen und der vertikalen Entfer 
nung der zwei Beobachtuugspunkte voneinander eine gewisse Rela 
tion, die durch nachstehende Formel ausgedrückt wird. 
Es seien: 
B der Barometerstand der unteren Station, 
T die Temperatur des Quecksilbers in diesem Barometer in Cel 
siusgraden, 
t die Temperatur der Luft an diesem Beobachtungspunkt gleich 
falls in Celsiusgraden, ferner 
B‘, T' und V die korrespondierenden gleichzeitigen Ablesungen 
an der oberen Station, so ist der vertikale Höhenunterschied 
zwischen den beiden Beobachtungspunkten 
H= N 
B 
B‘ 
T — T‘_\ 
12500 j 
t ~f~ A 
500 / 
ln dieser Formel*) bedeutet N einen konstanten Koeffizienteu, 
*) Die Ableitung dieser Formel ist in den meisten physikalischen und 
geodätischen Werken einzusehen. 
Die Formel ist in dieser Form mathematisch insoferne nicht ganz richtig, 
als darin der Veränderlichkeit der Schwerkraft in verschiedenen Entfernungen 
vom Erdmittelpunkt, sowie in verschiedenen Breitengraden nicht Rechnung 
getragen erscheint. Wollte man diese beiden Einflüsse berücksichtigen, so 
müsste man das aus obiger Formel resultierende II noch mit ^1-f- und
	        
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