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Zehnten Biſchof Meinwerk das von ihm gegründete Busdorfſtift ausſtattete; ! in dieſer Urkunde begegnet
uns auh das Miniſterialengeſchlecht der v. Weuhaus. ?
Seine Entwidelung verdankt der Ort dem Umſtande, daß vom leßten Viertel des 15. Jahr-
hunderts bis zur Säculariſation des Hochſtifts die Paderborner Biſchöfe zuerſt zeitweilig, dann dauernd
dort reſidirt haben. Die Verlegung der Reſidenz von Paderborn nah WNeuhaus war eine Folge der
ſeit dem Beginn des 15. Jahrhunderts zwiſchen den Biſchöfen und der Paderborner Bürgerſchaft herr-
ſchenden Wirren.
Der erſte Biſchof, welcher nahweisbar hier ſeinen Wohnſiß nahm, war Simon I. (1247 — 1277).3
Oefters weilte hier ſein Machfolger, Otto v. Nietberg.* Unter diefem ſte>ten die Paderborner die
biſchöflihe Burg in Brand und zerſtörten die Befeſtigungswerke.®
Biſchof Heinrich v. Spiegel lieg um 1570 einen Weubau aufführen, und fortan wohnten die
Biſchöfe ſtändig in Neuhaus; ihr Abſteigequartier in Paderborn war der Sternberger Hof (das jebige
Landgericht).® Das Spiegel"ſhe Haus bildet den älteſten Theil des heutigen Schloſſes ; es iſt das Stück
des Südweſtflügels, welches bis 1885 die übrigen Gebäudetheile überragte und erſt in dem genannten
Jahre mit dieſen unter ein Dach gebracht wurde.
1414 rüd>ten die Paderborner Bürger zweimal vor das Schloß.’
Biſchof Erich v. Braunſchweig erbaute den Südoſtflügel. 1525 muß das Werk in der Hauptſache
vollendet geweſen ſein, denn dieſe Jahreszahl war der ehemals am Thoreingang unterhalb des Braun-
ſchweiger Wappens angebrachten Jnſchrift beigefügt.® Der innere Ausbau nahm indeß noh mehrere
Jahre in Anſpruch.® Hermann v. Wied verband den Bau feines Vorgängers mit dem Spiegel"\chen
Haufe; der Stein mit dem Wied’fchen Wappen, welcher urſprünglich in der Mitte des Treppenthurmes
(im Binnenhofe) eingemauert war, iſ jeßt im Schloſſe. Rembert v. Kerſſenbro>, Hermanns Nach-
1! Erhard, Cod. dipl. 127. Weſtfäliſche Seitſchrift, Band 4, Seite 127, 130, 133, 134, 155. Vit. Meinw. c. 132.
In der Urkunde von 1036 werden als Nebenhöfe des Haupthofes Neuhaus genannt: Elſen, Cune (Chune), Aſcha, Burch.
Davon find die beiden legten ausgegangen. Ueber Afcha (jezt „Uſcher Feld“ zwiſchen Geſſeln und Scharmede) vergleiche
Erhard, Cod. dipl. 470; Weſtfäliſche Seitſchrift, Band 4, Seite 134. Ueber Burch vergleihe Erhard, Cod. dipl. 362;
Weſtfäliſches Urkundenbuch IV. 102, 344; Annales Paderbornenses II. p. 548; Weftfälifche Zeitſchrift, Band 4, Seite 135,
Sand 38°, Seite 158, In der Nähe von Neuhaus lag ferner der ebenfalls ausgegangene Ort Stiden; vergleiche Erhard,
Cod. dipl. 127; Weſtfäliſches Urfundenbuh IV. 552; Mejtfälifhe Zeitſchrift, Band 4, Seite 150, Band 382, Seite 176,
177; Wigand, Archiv II18, Seite 57. — Erwähnt mag hier werden, daß Neuhaus auch in die „Alifo- frage” hinein-
gezogen ift; vergleiche u. a. Knofe, Kriegszüge des Germanicus, Seite 315 ff. nebſt Hachtrag, Seite 191 ff.
? Dergleiche auh Weſtfäliſches Urkundenbuch IV. 39; Fahne, Weftphälifche Geſchlechter, Seite 306.
® Weſtfäliſches Urkundenbuch IV. 1386. Das Recht, Burgen anzulegen, war der Paderborner Kirche 1257 vom
Papſte Alexander IV. verliehen; vergleiche Weftfälifches Urfundenbuch V. 587.
* Weftfälifches Urfundenbuh IV. 1891, 2301, 2550, 2604, 2615.
5 Gobelin, Cosmodrom, c. 66. Beffen I. Seite 219. Da die Ausföhnung 1286 erfolgte (Weftfälifches Hrfun-
denbuch IV. 1880), fo dürfte der Dorgang in diefes Jahr zu verlegen fein; vergleiche Annales Paderbornenses I. p. 145.
— Im Anfange des ı4. Jahrhunderts war die Burg verpfändet; vergleiche Annales Paderbornenses II. p: 219.
6 Weſtfäliſche Zeitſchrift, Band 12, Seite 61. Jn einem Schriftſtü> von 1454 wird unter den Burgen des Pader-
borner Landes auh Neuhaus aufgeführt: castrum insigne, forte, muratum et bene munitum, bene situatum, et in eodem
castro consuevit esse residentia episcoporum ecclesiae Paderbornensis; vergleiche Annales Paderbornenses 1]; 9.608:
' Gobelin, Cosmodrom. c. 93.
®> Grothaus, Collectanea. Annales Paderbornenses III. p. 105. Grothaus erzählt, die Infchrift habe 1622
das Schloß vor der Zerſtörung durch den tollen Chriftian v, Braunſchweig bewahrt.
° Tagebuch der Aebte von Marienmünſter im Lib. Var. IX. (Mscr. Pa 150 der Theodorianiſchen Bibliothek.) —
Urkunde von 1529 im Rathhaus-Archiv zu Paderborn.