Full text: Geodäsie

§ 34. Definition der Meereshöhen. 
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Wenn von der Meeresfläche gesprochen wird und diese 
als die Figur der Erde angesehen wird, so ist dabei von 
den Störungen des statischen Gleichgewichts des Meeres ab 
gesehen. Vielmehr wird diejenige Fläche als mathematische 
Figur der Erde angesehen, welche in jedem ihrer Punkte 
senkrecht zur Richtung der Schwerkraft, d. i. der Lotrich 
tung, ist, d. h. eine Niveaufläche oder Fläche konstanten 
Potentials (vgl. S. S. XXXVIII, § 13). Da eine Niveaufläche, 
die mit der mittleren Fläche der Meere möglichst genau zu 
sammenfällt, besonders wegen der Schwierigkeit, die Mittel 
wasser der verschiedenen Meere miteinander zu vergleichen, 
nicht ausgewählt werden kann, so bleibt noch eine innerhalb 
enger Grenzen freie Wahl eines Nullpunktes, durch den diese 
als Nullfläche für die Höhen dienende Niveaufläche gelegt 
wird. In Deutschland wird als Ausgangspunkt für alle Höhen 
der Normalnullpunkt (N. N.) betrachtet, der nahezu mit dem 
Nullpunkt des Amsterdamer Pegels zusammenfällt und genau 
37 m unterhalb des Normalhöhenpunktes an der Sternwarte 
zu Berlin liegend angenommen ist. Wenn daher Höhen über 
N. N. angegeben sind, so sind darunter die Höhen über der 
durch N. N. gelegten Niveaufläche zu verstehen. 
Bisher wurde die Voraussetzung gemacht, daß die Höhen 
auf den Normalen der Kugel oder des Ellipsoids gemessen 
werden, je nachdem die Meeresfläche als Kugel oder Ellip- 
soidfläche angesehen wurde: Annahmen, die nur einer ge 
ringeren oder größeren Annäherung an die mathematische 
Figur entsprechen. 
Nach dieser Definition der Höhen würden alle Punkte 
einer Parallelfläche zur Meeresfläche gleiche Höhe haben. 
Da aber die Lotlinien oder Kraftlinien (S. S. XXXVIH, 
§ 14) krumme Linien sind, so ist die Richtung der Schwer 
kraft, wenn man in einer Normalen der Meeresfläche auf 
steigt, veränderlich, sie ist von der Höhe abhängig. Dem 
nach fällt die Richtung der Schwerkraft oder die Lotrich 
tung in einem Punkte der Parallelfläche nicht mit der 
Flächennormalen in diesem Punkte zusammen. In der Lot 
richtung werden aber das Instrument und die Latten auf 
gestellt, daher wird beim Fortschreiten in einer Parallelfläche 
zur Meeresfläche sich nicht dieselbe Höhe an der Latte er 
geben, sondern ein Niveauunterschied. 
Schreitet man dagegen von Punkt zu Punkt so fort,
	        
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