74
Der Militair übt sein Auge beim Vergleichen
der Zeichnung mit der Gegend: I) geometrisch-physi
kalisch, indem er die Größe der Entfernungen aller Ge
genstände von seinem Stand und unter sich, die Winkel,
welche diese Entfernungen unter einander bilden, die Höhen
und Tiefen der Orte, dann die Größe, Lage und Gestalt
der Gegenstände schätzt, und sogleich auf der Zeichnung
nachmißt und vergleicht, ob und um wie viel und auf
welche Veranlassung gefehlt ist. Ferner, indem er die Be
schaffenheit aller Gegenstände von allen Seiten und aus
allen Entfernungen beurtheilt, dann aber zur Stelle un
tersucht, ob und warum er geirrt habe. 2) Taktisch, in
dem er überall die Räume auf dem Papier und auf dem
Boden abschätzt; wie viel Truppen von jeder Art, Geschütz,
Geräthe rc. sie fassen können, sey cs in den Stellungen
zum Gefecht oder zur Ruhe; welche Bequemlichkeiten der
Boden gibt, welche Hindernisse er den Bewegungen der
verschiedenen Truppen und Fuhrwerke entgegenstellt, welchen
Zeit- und Kraftaufwand er unter gegebenen Umständen nö
thig macht, wie und auf welche Entfernung er die Wir
kung der Waffen befördert oder schwächt, wie er die Aus
sicht begünstigt, beschränkt oder erweitert; und das alles
sucht er nicht bloß in Beziehung auf den Boden, auf dem
er sieht, zu erkennen, sondern auch in Bezug auf den, wel
chen er in der Entfernung und unter beschränkten Ansich
ten erblickt. 3) Strategisch, indem er jede Kriegsope.
ration in Gedanken darauf unternimmt, von der Führung
einer Rekognoszirpatrouille und der Stellung eines Vorpo
stens an, bis zur Operation und Stellung einer großen,
aus allen Waffen zusammengesetzten Armee, zu welchem
Behuf er am beßten den Boden wählt, auf dem derglei
chen Operationen im wirklichen Kriege Statt gefunden ha
ben, und worüber man genaue Nachrichten hat. Wenn es
möglich ist, geht er die Geschichte dieser Operationen auf
solchem Boden, in der nämlichen Jahreszeit und unter den