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sichtbar oder verdeckt sind; sie zeigen auch, welche Winkel
die Gesichtlinien (für den Militair zugleich die Schußli
nien) nach jedem sichtbaren Orte mit dem Horizont ma
chen. So ist für den aufrecht stehenden Mann von s aus
bloß der Boden zwischen i und 1, zwischen e und d und
zwischen t und u zu sehen, der übrige ist gedeckt. Legte
man nun durch 8 mehrere Linien nach allen Seiten, trüge
die Durchschnitte derselben auf, bestimmte auf jeder dieser
Durchschnittlinien die besehenen Theile des Bodens, trüge
solche auf den Plan und zöge dort die Begrenzungpunkte
der Gesichtsräume auf allen Durchschnittlinien zusammen,
so ergäben sich auf dem Plane die Räume, welche von dem
angenommenen Standpunkte aus besehen oder unbesehen
sind. Auf dem Plane von Sayda, Seiffen und
Olbernhau, zeigt der Durchschnitt nach der Linie ab cd
die Anwendbarkeit dieser Sätze auf einer Zeichnung im klein
sten topographischen Maßstabe, und es hat keine Schwie
rigkeit, die Gesichtfelder der erhabenen Punkte auch in die
sem Maßstabe mit der erforderlichen Genauigkeit auszu-
mitteln.
Diese Ausmittelung der Gesichtfelder auf einem Plane
würde großen Nutzen für jene Militairs haben, die so leicht
in Versuchung kommen, zu glauben, man könne den Bo
den vom Boden aus übersehen, wie im Plane. Mancher
wird erstaunen über die Beschränktheit der Gesichtfeldcr von
Höhenpunkten aus, von welchen man ohne geometrische Un
tersuchung glauben sollte, sie übersähen Vieles oder Alles.
Durch das gründliche Studium der Bergbildung wird
bas Urtheil über die physikalische Möglichkeit der in einer
Charte gezeichneten Bergformen, durch das Studium und
die Anwendung der eben vorgetragenen Zeichnunglehre aber
das Urtheil über die mathematische Möglichkeit dieser Berg
formen gebildet. Wenn die vorgestellten Formen physika
lisch und mathematisch unmöglich sind, ist die Zeichnung
nothwendig falsch, wenn sie aber überall als möglich er-