Full text: Die Lehre der Situation-Zeichnung oder Anweisung zum richtigen Erkennen und genauen Abbilden der Erd-Oberfläche (1. Theil)

und Lage neben einander, also in ihrem Zusammenhange 
darstellen; was nun freilich unmöglich ist. Indeß, der 
menschliche Verstand hat Mittel gefunden, die einzelnen 
Gegenstände und auch ganze Erdsireckcn auf die gewünschte 
Art in kleinem Raume abzubilden, diese Bilder zu verviel 
fältigen und sich immer gegenwärtig zu erhalten, so daß 
man beim Anblick derselben seine Wißbegierde mit der 
größten Bequemlichkeit befriedigen kann. 
Diese Ausmessungen und Abbildungen sind jedoch noch 
sehr unvollkommen, mühsam und kostbar, obgleich die Meß- 
und Zeichenkunst einen hohen Grad der Ausbildung erreicht 
zu haben scheinen. Man findet daher, daß selbst bei den 
kultivirtesten Nationen bis jetzt noch wenig Land so richtig, 
als nöthig und möglich wäre, abgebildet ist. Man hat 
zwar bei den neuern Aufnahmen die trigonometrischen Grund 
lagen gewisser Richtpunkte mit allem möglichen Aufwand 
von Gelehrsamkeit bearbeitet, aber dabei das Bild des Bo 
dens nach dem ganz ungeübten Auge der Feldmesser so aus 
gemalt, wie man sich die Dinge dachte, nicht wie sie wirk 
lich waren. 
Die Sache würde sich aber sehr merklich erleichtern, 
wenn wir mehr darauf dächten: die Meßkunst mit der, für 
den jedesmaligen Zweck erforderlichen Strenge und mit dem 
mindesten Zeit- und Kraft-Aufwand anzuwenden, wenn wir 
der topographischen Zeichenkunst eine Theorie unterlegten, 
die sich auf Naturkunde und Mathematik gründete, wenn 
wir uns angewöhnten, mehr körperliche Anstrengung und 
Uebung der Sinne mit der Anstrengung des Geistes zu ver 
binden, und wenn wir aus dem privilegirten wissenschaft 
lichen Korps den Gildengeist jener Goldschmiede zu Ephesus 
verbannen könnten. 
Zu alle diesem ist jetzt mehr Aussicht als jemals war, 
und ich hoffe bei diesen Umständen durch vorliegende Schrift
	        
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