Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Kartographie als Wissenschaft. 
geographischen Wissenschaft bezeichnen, als eine Forderung, die unbedingt erfüllt 
werden muß, ohne die Gründe hierfür bis zur letzten Schattierung einwandfrei dar 
gelegt zu haben. Deshalb wird es auch stets Bekämpfer des Projekts geben. Das 
inhomogene Kartenmaterial unterstützt die Gegnerschaft. Auch der landläufige 
Satz: Je bekannter ein Land, desto größer ist der Maßstab und umgekehrt — wird 
durch die Weltkarte entwertet. Für etwa die Hälfte der Landoberfläche ist der Maß 
stab 1 : 1000000 jetzt gerade genügend, für ein Achtel würde er zu groß und für das 
übrige zu klein sein. 
Ferner behaupten die Gegner, die gut vermessenen Länder büßen bei dem 
Maßstab 1 : 1000000 viel zu viel an ihrem wertvollen dinglichen Inhalt ein. Dem 
ist entgegenzuhalten, daß die Weltkarte, was sie mit dem kleinen Maßstab verliert, 
an Übersichtlichkeit der komplizierten Naturverhältnisse gewinnt. Was Karten in 
diesem Maßstab zu leisten vermögen, hat z. B. E. Debes auf den Einzelblättern zu 
Deutschland und den beiden Alpenländerkarten in seinem Atlas gezeigt. 
Mit seiner gewohnten Zähigkeit hat Penck das Projekt auf jedem internationalen 
Geographenkongreß (London 1895, Berlin 1899, Washington 1904, Genf 1908, Born 
1918) vorgebracht 1 , bis endlich eine besondere Kommission sich mit der Weltkarte 
befaßte, die zum ersten Male in London 1909 nachhaltig für die Entwicklung des 
Projekts tätig war. 1 2 Die Fortsetzung fand die Kommission in der Pariser Konferenz 
vom 10. bis 18. Dez. 1918, der eine neue für den Schluß des Jahres 1914 in Berlin 
folgen sollte, die jedoch infolge des Weltkrieges unterblieb. 
42. Richtlinien und Vorschläge für den Aufbau der Weltkarte 1: 1000000. Bei 
der Weltkarte ist zunächst der Maßstab von Interesse. Penck hat reiflich erwogen, 
bevor er sich zum Maßstab 1 : 1000000 (1 mm Strecke = 1 km, 1 inch — ungefähr 
lßmiles) entschloß. Wir besitzen von fremden Erdteilen bereits viele Karten in teils 
größerm, teils kleinerm Maßstabe. Vor einem Menschenalter hat deLannoy de Bissy 
seine berühmte Karte von ganz Afrika in 1 : 2000000 veröffentlicht. Wenn wir die 
bisher vorliegenden Karten der einzelnen Erdteile miteinander vergleichen, machen 
sich, ganz abgesehen von der ungleichartigen Bearbeitung, verschiedene Übelstände 
bemerkbar, nämlich verschiedener Maßstab, verschiedene Projektion, verschiedener 
Inhalt und verschiedenes Ziel. Dadurch erwachsen der weitern Forschung ganz er 
hebliche Schwierigkeiten, die sehr wohl zu vermeiden wären. Das sind die Erwägungen, 
von denen Penck ausging. Er mußte einen Maßstab wählen, „der für die bereits 
vermessenen Länder nicht zu klein, für die noch dürftig bekannten nicht zu groß ist“ ; 
so entschied er sich für 1:1000000. B. Lüddecke spricht sich dagegen aus und 
betont, daß Maßstäbe 1 : 8000000 oder 1 : 4000000 nach dem Stande der geographischen 
Erforschung der Erde für die einzelnen Erdteile völlig genügen würden, zudem sei 
das geographische Wissen der Erde noch viel zu ungleichmäßig, um überhaupt eine 
Darstellung in 1:1 000 000 zuzulassen. 
All diese Gründe können bei einer fortschrittlichen Entwicklung der Wissen 
schaft nicht stichhaltig sein. Wenn man warten wollte, bis der letzte ,,i“-Punkt in 
sämtlichen Untersuchungen und Forschungen der Geistes Wissenschaften sowohl wie 
1 Ausführlich hat A. Penck „über die Herstellung einer Erdkarte im Maßstabe von 1 : 1000000“ 
in den „Deutschen Geographischen Blättern“ Bremen, 1892. XV. S. 165—194 berichtet. 
2 Internationales Weltkartenkomitee, London 1910. Resolutions and Proceedings of the 
International Map Committee assembled in London, Nov. 1909,
	        
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