Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Internationale Aufgaben und Weltkartenproblerne. 
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der Naturwissenschaften gemacht wäre, dann würde es mit dem Fortschritt der Wissen 
schaften nicht herrlich bestellt sein. Manche kühne yorausschauende Konzeption 
hat die Arbeitsmethode dazu erst später finden lassen. Wenn Dupain-Triel seiner 
Frankreichkarte in Schichtlinien lediglich die bis dahin gemessenen Höhenwerte 
zugrunde gelegt hätte, wäre ihre Konstruktion nimmermehr erfolgt und wer weiß, 
wie lange uns die Darstellung der dritten Dimension in einer Schichtlinienkarte vor 
enthalten geblieben wäre; wenn J. W. Jäger und J. G. A. Jäger in der zweiten Hälfte 
des .18. Jahrhunderts hätten warten wollen, bis die deutschen Länder nur einiger 
maßen gleichmäßig topographisch aufgenommen gewesen wären, hätte ihre neue 
Spezialkarte von Deutschland in 81 bzw. 87 Blättern nicht erscheinen können 1 , und 
wenn ein A. v. Humboldt alle meteorologischen Elemente für den genauen Aufbau 
einer Isothermenkarte hätte abwarten müssen, würde er nimmermehr zu ihrem Ent 
wurf gekommen sein. Es ist deshalb Penck Dank zu wissen, daß er sich trotz der 
Bedenken, die im Kartenmaterial beruhen, und der Einwände von fachmännischer 
Seite an der Verwirklichung seines Planes nicht hat beirren lassen. Zu bedauern 
ist lediglich, daß von der Weltkarte eine größere Beihe einheitlich gestalteter Blätter 
nicht schon vorliegt, wenn wir nicht die englische Kriegskarte in 1 : 1000000 als Teile 
der Weltkarte ansehen wollen. 
Jedes einzelne Blatt der Weltkarte soll ein Verzeichnis der wichtigsten Quellen 
enthalten, die bei seiner Herstellung benutzt wurden. Doch weit anschaulicher und 
schneller orientierend wäre die Beigabe einer kleinen Skizze, des Verläßlichkeits 
diagramms, wie ich es bezeichne, in etwa zehnfacher Verkleinerung des Originals 
(mit Netz). In jedes Eingradfeld wäre sodann mit größter Peinlichkeit und Genauig 
keit nach Maßgabe irgendeines Schraffurschemas einzutragen und zu drucken, ob 
das Gebiet trigonometrisch und topographisch oder lediglich topographisch oder durch 
Kouten aufgenommen oder nur erkundet ist; unerforschte Gebiete bleiben nach altem 
Brauch weiß. 
Der Maßstab 1 : 1000 000 war das erste, worüber man sich bei der Herausgabe 
der Weltkarte einig war. In spätem Verhandlungen erfolgte sodann die Festsetzung 
des Kartenentwurfs, und das war das Schwierigste. Was da geleistet wurde, findet 
Frischauf geradezu unglaublich. Doch muß man eben daran erinnern, daß keine 
Fachmänner zu den Beratungen hinzugezogen worden waren. Schon wenn man die 
Bezeichnung „modifizierte polykonische Polyederprojektion“ liest, überläuft einen 
1 L’Allemagne en LXXXI Feuilles composées suivant les plus nouvelles Observations et 
dessinées d’après les meilleures Cartes géographiques des Cabinets, qui sont en partie gravées, et en 
partie encore dessinées; revues selon la Géographi des Mr. le D. Büsching, Conseiller du Consistoire 
Supérieur de Sa Majesté le Roi de Prusse, avec privilège de Sa Maj. Impériale, par T. G. A. Jäger, 
Ingénieur-Capitaine-Lieutenant d’Artillerie et Inspecteur des Arsenaux de la Ville libre Impériale 
de Francfort sur le Main etc. Diese große Karte wurde 1768 von T. W. Jäger angefangen und von 
dessen Sohn T. G. A. Jäger 1788 vollendet. Dem ganzen ist ein Übersichtsblatt in zehnfacher Ver 
kleinerung beigegeben. Es führt den Titel: Plan des la Nouvelle Carte géographique spéciale d’Alle 
magne, consistantes en 81 grandes feuilles, représentantes l’Allemagne divisée en ses Cercles et Seig 
neuries, où sont marqués tous les lieux remarquables, les Contrées des dernières Guerres, les Grands- 
Chemins et les sentiers, les grandes rivières et les ruisseaux, les ponts et petits ponts, tous les Villages, 
Bourgs, Abbaies, Cloîtres et Châteaux; tirées des meilleures et des plus exactes Cartes spéciales; 
qu’on pût avoir, corrigées selon la Géographie de Mr. Büsching, faites et revues, avec toute diligence, 
exactitude et élégance par Mr. T. et K. etc. Mit Ergänzungsblättem umfaßt das Werk 87 Blätter. 
Wenn der Titel auch mehr verspricht als was die Karten bieten, so war das Kartenwerk für seine Zeit 
sicher eine ganz ungewöhnliche Leistung.
	        
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