Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Пая Kartennetz. 
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stützt Lagrange, auch verschiedene Regeln für die Kartenprojektionen aufstellten 
und bereits Verzerrungsformeln der Projektionen fanden, wenn ihre Ausführungen 
sich auch durch die größere Eleganz in den analytischen Entwicklungen als die Arbeiten 
Lamberts auszeichnen, so sind ihre Abhandlungen doch mehr für den Mathematiker 
als den Geographen wichtig. Nur die dritte der berühmten Abhandlungen von Euler: 
„De projectione geographica De Lisliana in mappa generali imperii russici usitata“ 
hat für den Geographen Interesse. Für den Geographen und Kartographen sind von 
weit größerer Bedeutung die Arbeiten von Lambert. Die Ausführungen Lamberts 
sind in dessen Beiträgen zum Gebrauche der Mathematik und deren Anwendung 1 
niedergelegt; der dritte Teil der Beiträge enthält den für uns wichtigen Abschnitt: 
Anmerkungen und Zusätze zur Entwertung der Land- und Himmels 
charten (1772). 2 Hatte Mercator das Wesen der Winkeltreue bereits erkannt, so 
erhält sie, die „Konformität“, durch Lambert erst den mathematischen Ausdruck; 
nicht minder hat er die Flächentreue, die „Äquivalenz“, klar gelegt. Lambert schuf 
uns die flächentreue azimutale, die flächentreue Kegelprojektion, die flächentreue 
äquatorständige Zylinderprojektion, die winkeltreue kegelige und eine winkeltreue 
zylindrische äquatorständige Projektion, letztere für meridional ausgedehnte Länder, 
wie Gesamt-Amerika. 1 2 3 4 
Bei all den kritischen Erwägungen ging die Kartentechnik nicht leer aus. Die 
Kegelprojektionen finden durch J. N. Delisle und Bonne Aufnahme in die Atlas 
karten 1 , die von Delisle allerdings weit seltener als die von Bonne. Das Gradnetz, 
das in den Zeiten von Mercator, Sanson bis Homann noch vielfach unvollkommen 
auf den Karten erschien — wurden doch gewöhnlich nur die Parallele, weniger die 
höchstens am Rand angedeuteten Meridiane ausgezogen —, wird jetzt ein sicherer, 
unvergänglicher Bestandteil des Kartenbildes. Mustergültig war darin G. Delisle 
vorangegangen. Nur bei Karten kleinerer Gebiete unterließ er, das Gradnetz auszu 
ziehen. 5 Joh. Tob. Mayer der Jüngere 6 und Klügel 7 machen darauf aufmerk 
sam, daß unbeschadet der Richtigkeit der geographischen Karten die ellipsoidische 
Gestalt der Erde vom Kartenzeichner vernachlässigt werden kann. Trotz der sichern 
Gradnetze ermangeln noch die Maßstabbezeichnungen, die ganz vereinzelt auf treten, 
1 Tn 4 Bdn. oder Teilen. Berlin 1765—1772. 
2 Diese Anmerkungen sind erfreulicherweise auch im Neudruck wieder herausgegeben von 
A. Wangerin in Ostwalds Klassikern, Nr. 54. 
! Vgl. Tissot-Hammer: Die Netzentwürfe geographischer Karten. Stuttgart 1887, S. 73, 
82, 90, 130, 141. — Nach S. Günther (Geschichte der Erdkunde, Leipzig u. Wien 1904, S. 190) 
begegnet man der winkeltreuen zylindrischen äquatorständigen Projektion Lamberts in selbst 
ständiger Bearbeitung auch bei Gagnoli: Della più esatta costruzione delle carte geografiche, 1799. 
4 H. Wagner: Lehrbuch a. a. 0., S. 200. 
5 Chr. Sandler, a. a. O., S. 19. 
6 J. T. Mayer: Gründlicher und ausführlicher Unterricht zur praktischen Geometrie. Teil 4 
enthält die vollständige und gründliche Anweisung zur Verzeichnung der Land-, See- und Himmels 
charten. Erlangen 1794. In der zweiten verbesserten und vermehrten Aufl., Erlangen 1804, S. 30, 
124 [Bonner Univ.-Bibl.]. Vgl. ferner Kästners Abhandlung: Fasciarum, quibus globi obducuntur, 
ex conis sphaerae circumscriptis, constructio, in den Gotting. Commentatt. auf das Jahr 1778, — 
der auch Mayer gefolgt ist. — In dem gleichen Bande der Gotting. Commentatt. findet sich noch eine 
andere Abhandlung über denselben Gegenstand von Lowitz: De figura et divisione segmentorum, 
quibus magni globi coelestes et terrestres obducuntur. 
7 G. S. Klügel bespricht im Archiv der reinen und angewandten Mathematik von C. Fr. 
Hindenburg I. Leipzig 1795, S. 236ff., II. Leipzig 1798, S. 105ff. das Werk von J. T. Mayer und 
entwickelt dabei über dieselben Entwurfsprobleme eine Keihe eigner Gedanken.
	        
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