Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Namen und Systeme der Projektionen. 
187 
(1794) von Aron Arrowsmith, der sie „globulare Projektion“ taufte, welchen Namen 
sie heutigestags noch trägt. 
Fast ganz verschwunden ist endlich die Bezeichnung „Babinets homalo- 
graphische“ Projektion, die J. Babinet 1857 in seinem Atlas als etwas Neues inau 
gurierte. Diese Projektion war aber 1805 bereits von Mo 11 weide gefunden worden, 
und d’Avezac machte dementsprechend aufmerksam, als er durch Malte-Brun mit 
den Arbeiten deutscher Gelehrter auf dem Gebiete der Projektion bekannt wurde. 
Heute weiß jeder Kartenkundige, was er unter „Mollweidescher Projektion“ zu ver 
stehen hat. Bei dieser Benennung fällt auch das wenig sagende Epitheton „homalo- 
graphisch“ 1 fort. 
55. Lösung cles Kegelnetzproblems bei Mercator. Über die Namen zweier Pro 
jektionen schwanken bisher die Ansichten noch, obwohl Fiorini und H. Wagner 
den richtigen Weg zur Benennung schon gezeigt haben; es sind dies die Projektionen 
von Delisle (de l’Isle) und von Bonne, deren Urheberschaft von vielen Seiten, 
wie von Germain, Gretschel, d’Avezac, Tissot, Hammer, Breusing, N. Herz, 
H. Hartl, A.Wangerin, J. Müller-Reinhard u. a. direkt dem Mercator zu 
gesprochen wird. Weder mit der Mercatorkarte ist man sich im klaren noch mit den 
andern von Mercator angewandten Projektionen. Es ist merkwürdig, wie sich da 
einer immer auf den andern verläßt. Allerdings, wenn Tissot, Breusing und andere 
Gelehrte durch ihren Namen eine Auffassung stützen, kann man sich allgemeinhin 
darauf verlassen, daß aber auch sie irren, beweist gerade die Auffassung bezüglich der 
Mercatornetze. 
Mercator hat keine Kegelprojektionen angewandt. 1 2 Diesen Ausspruch, 
den ich schon vor Jahren getan, muß ich heute mehr als ehedem aufrecht erhalten. 
Mehrmalige Berechnungen der Mercatorischen Kartennetze machten mir zur Gewiß 
heit, daß er stets mit einem System konzentrischer Kreise arbeitete, wie er es durch 
die St ab-Werner sehe Herzprojektion kennen gelernt hatte. Dem Prinzip dieser 
Projektion huldigte er öfters, so außer in seinen Atlanten 3 auch auf Einzelkarten 4 , 
vor allem auf der großen Karte von Europa (im Maßstab 1 : 4860000, abgerundet), 
die 1554 in Duisburg erschien 5 ; sie ist nur ein Ausschnitt aus einer Erdkarte in der 
St ab- Y\ ernerschen Projektion und durchaus keine Kegelprojektion. Auch H. Hey er 
hat die Übereinstimmung des Gradnetzes der Europakarte von 1554 mit der herz 
förmigen Projektion von Stab-Werner erkannt 6 , aber seiner Ansicht, „daß Mercator 
die von ihm gewählte Projektion selbständig erfunden oder, richtiger gesagt, noch 
einmal erfunden hat“, kann man nicht beipflichten, da Mercator diese Projektion 
1 So genannt, weil die Projektion, dem griechischen Wort ¿fiakög = regelmäßig, gemäß, 
die bei Entwurf der Kugelfläche in die Ebene unvermeidliche Veränderung der Flächenausdehnung regelt. 
2 Die Untersuchung über Mercator stützt sich in der Hauptsache auf Materiahen, die ich 
im „Museums-Verein“ zu Duisburg vorfand, sodann in der Universitätsbibliothek zu Amsterdam. 
Eine Anzahl Netze habe ich nachkonstruiert und nachgerechnet. 
3 Wie in Mercators Atlas (der 1595, ein Jahr nach Mercators Tod, in Düsseldorf erschien) 
die Karte von Afrika, in Mercators Atlas (der 1606 bei J. Hondius in Amsterdam erschien) Asien, in 
Mercators Atlas minor (1608 lateinische, 1609 deutsche Ausgabe) Asien. 
4 Auf einem Erstlingswerk Mercators, auf der Weltkarte in herzförmiger Projektion von 1538. 
5 Die Karte ist 1891 von der Ges. f. Erdkde. zu Berlin in Faksimile-Lichtdruck nach dem 
Original in der Stadtbibliothek zu Breslau herausgegeben worden. 
6 Vgl. Kettlers Z. f. wiss. Geogr. VII. 1889/90, S. 386.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.