Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Das Karteimetz. 
als Grenzfälle der unendlichen Reihe der kegeligen anzusehen sind. Besser erscheinen 
mir alsdann die von E. Debes vorgeschlagenen Ausdrücke polachsig, äquator- 
achsig und schiefachsig. 
59. Einteilung der Projektionen auf Grundlage der Liniensysteme. In dem 
Suchen nach einem brauchbaren System hat man sich selbst auf mathematischer 
Seite nach Mitteln umgesehen, die mehr äußerlicher Natur zu sein scheinen. Der be 
merkenswerteste Versuch nach dieser Richtung liegt in Littrows Chorographie vor. 1 
In dem zweiten Teil seines Werkes, wo er die Projektionen zu besondern Zwecken 
analysiert, spricht er von Karten (seil. Projektion) mit parallelen Meridianen und 
geradlinigen Parallelen, von Karten mit konvergierenden Meridianen und geradlinigen 
Parallelen, von Karten mit konvergierenden Meridianen und kreisförmigen Parallelen 
(Konstruktionen von Delisle, Senex, Vaugondy usw.), von Karten mit krummen 
Meridianen und kreisförmigen Parellelen (Bonne) und schließlich von Karten mit 
krummen Meridianen und geradlinigen Parallelen (Flamsteed [seil. Mercator- 
Sanson]). Als besondere Gruppe behandelt er später noch die Karten mit elliptischen 
Meridianen und geradlinigen Parallelen (Mollweide). Damit hatte Littrow einen 
guten x\nfang gemacht, aber als strenger Mathematiker kam er, wie seinerzeit 
J. T. Mayer, der in seiner Anweisung zur Verzeichnung der Land-, See- und Himmels 
charten einen schwachen Anfang nach dieser Richtung hin gemacht hatte, mit dieser 
Gruppierung nicht aus und läßt für andere Gruppen den Erdradius, Winkel und 
Flächenelemente maßgebend sein. Indessen ist es wohl möglich, auf Grundlage der 
Liniensysteme der Gradnetzentwürfe zu einem System zu gelangen, wie der folgende 
Versuch zeigt. 
Für den Aufbau des Entwurfs sind im Grunde genommen nur wenige, haupt 
sächlich die einfachsten Linienelemente notwendig. Gerade Linien, Kreise und 
Ellipsenbogen, seltener Arcus-Sinus- und Arcus-Cosinuslinien, wie auch andere Kurven 
bilden die einzelnen Elemente des Entwurfs. Während von den drei ersten Gruppen 
schon jede für sich allein ein fertiges Netz aufzubauen vermag, können sinuslinige 
Bogen, Hyperbeln und Parabeln nie allein ein vollkommenes Netz für Erdkarten 
liefern. Wie es in der Natur der Bauteile liegt, ergeben die geraden Linien einfachste 
Netze, unter denen die quadratische oder äquidistante, höhentreue Plattkarte einer 
rechteckigen Plattkarte, etwa auf den 45. Parallelkreis konstruiert, vorzuziehen ist. 
Bevor die Mercatorkarte zur Seeherrschaft kam, war die rechtwinklige Plattkarte 
durchaus vorherrschend als Seekartenprojektion. Nur für äquatornahe Gegenden 
wurde die quadratische Plattkarte gebraucht, wie heute noch in beschränktem Maße 
für Länderkarten. 1 2 Ferner sei hier hervorgehoben, daß sich die Mercatorkarte, 
bevor sie allgemein als Seekarte gebraucht wurde, schon für Erdkarten eingebürgert 
hatte. Daß sie aber nicht bloß in der Form von Erdkarten möglich ist und gebraucht 
wird, darüber soll der besondere Abschnitt über die Seekarte Aufschluß geben. Da 
die Konstruktion der Mercatorkarte ab ovo schwierig ist, hatte man beizeiten Tabellen 
für die wachsenden Breiten berechnet. Mit ihrer Hilfe ist die Zeichnung so leicht, daß 
sie selbst der Ungeschulte und Nichtkartograph ohne jegliche Schwierigkeit ent 
1 J. J. Littrow, a. a. O., S. 81—111, 134—139. 
2 Beschränkte äquatornahe Gebiete können stets in dieser Projektion erscheinen, so wie es 
z. B. bei der Darstellung von Deutsch-Neuguinea, den Karolinen, Marianen und Marshall-Inseln im 
„Großen Deutschen Kolonialatlas“ (Blätter Nr. 26, 27, 28, 29) geschehen ist.
	        
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