Die geographische Brauchbarkeit einiger Projektionen.
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der Parallelen ähnlich wie die Projektion von Moll weide von Grad zu Grad. Die
äquatornahen Breiten sind zu ausgedehnt, die polnahen zu verengt. Darum zeigen
sich die Extreme auch am besten in der Nähe des Äquators und des Pols. Nehmen
wir bei der gleichbleibenden Größe 1 Entfernungen von 10 zu 10 Grad an, so be
tragen diese bei der Mercator-Sansonprojektion ständig =0,111; von 0° bis 10° da
gegen bei der Behrmannschen Zylinderprojektion = 0,174 (= 0,111 + 0,063), bei
meiner Sinuslinienprojektion = 0,143 (= 0,111 -f- 0,032) und von 80° bis 90° bei
Behrmann = 0,015 .(= 0,111 — 0,096) und bei mir = 0,024 (= 0,111 — 0,087). 1
Überall zeigt sichs, daß die Behrmannschen Abmessungen sich immer als die un
günstigsten den natürlichen Verhältnissen gegenüber erweisen.
In der Größe der Symmetrielinien „Äquator“ und „Mittelmeridian“ einer Erd
kartenprojektion sind die beiden wichtigsten und grundlegenden Entfernungen des
Erdballs gegeben. Sie stehen in dem natürlichen Verhältnis von 2:1, einem Ver
hältnis, das auch bei jeder wichtigem Erdkartenprojektion, auch der flächentreuen,
wiederkehrt. Dagegen verhält sich der Äquator zum Meridian auf der von Behrmann
vorgeschlagenen Zylinderprojektion wie 2,62:1. Das ist offenbar kein gesundes Ver
hältnis ; um rund 31 °/o geht die Länge des Äquators über die ihr zugehörige Meridian
länge hinaus. 2 Darum erscheinen auch die Maschen in doppeltem Sinne zu breit und
gedrückt, was H. Wagner bereits der Lambertschen flächentreuen Zylinderprojektion
zum Vorwurf macht und als Grund für deren praktische Vernachlässigung angibt. 3
In der flächentreuen Zylinderprojektion hat Behrmann bereits Vorgänger in
J. H. Lambert und J. T. Mayer gehabt. Mich wunderts, daß Behrmann letztem
ganz übersehen hat. Der erstere gibt in seinen berühmten Anmerkungen und Zu
sätzen zur Entwertung der Land- und Himmelscharten, 1772, die flächentreue
Zylinderprojektion für die halbe Erdoberfläche. 4 Auf die Konstruktion selbst weist
er nur mit ganz allgemeinen Worten hin. Mayer beschäftigt sich eingehender mit
den Netzen, „worauf jedes Land, oder jedes Stück der Erdfläche, nach seinem wahren
Elächenraum dargestellt wird“. 5 Er entwickelt unter anderm die flächentreue Zylinder
projektion und untersucht die Entfernung der Parallelen zueinander, damit zonen
treue, d. h. flächentreue Streifen entstehen. Die Entfernungen der Parallelen gibt er
sodann nach Funks „Anfangsgründen der mathematischen Geographie“. Mayer
denkt wie auch Lambert weniger an die Darstellung der ganzen Erde als vielmehr
an die einzelner Länder und auf Tafel III gibt er in Fig. XXXIV ein Netz für ein
Vorausgesetzt, daß 0° bis 90° = 1 ist, so ist
bei Behrmann
0°—10° = 0,174
10°-20° = 0,342
20°-30° = 0,500
30°-40° = 0,643
40°-50° = 0,766
50°-60° = 0,866
60° -70° = 0,940
70°-80° = 0,985
80°-90° = 1,000
(Diff.)
(0,168)
(0,158)
(0,143)
(0,123)
(0,100)
(0,074)
(0,045)
(0,015)
bei Eckert (Ellipsen) bei Eckert (Sinuslinien) bei Mercator-Sanson
= 0.153
(Diff.)
= 0,143
(Diff.)
= 0,111
(Diff.)
= 0.308
(0,155)
= 0,285
(0,142)
= 0,222
(0,111)
II
o
'
ii
(0,146)
= 0,425
(0,140)
= 0,333
(0,111)
= 0,595
(0,141)
= 0,560
(0,135)
= 0,444
(0,111)
= 0,718
(0,123)
= 0,690
(0,130)
= 0,555
(0,111)
= 0,827
(0,109)
= 0,808
(0,118)
= 0,666
(0,111)
= 0,915
(0,088)
= 0,907
(0,099)
= 0,777
(0,111)
= 0,979
(0,064)
= 0,976
(0,069)
= 0,888
(0,111)
= 1,000
(0,021)
= 1,000
(0,024)
= 1,000
(0,111[2])
2 Über das Verhältnis von Mittelmeridian zum Äquator auf altern Erdkarten vgl. S. 121.
3 H. Wagner: Lehrbuch, a. a. O., S. 218.
4 In Ostwalds Klassiker der exakt. Wiss. Nr. 54. Leipzig 1894, S. 61.
6 J. T. Mayer: Vollständige u. gründl. Anweisg., a. a. O., 2. Aufl. Erlangen 1804, S. 376ff.