Die geographische Brauchbarkeit einiger Projektionen.
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beteiligten sich in neuerer Zeit außer mir 1 mehr oder minder ausgesprochen Günther 1 2 ,
Aitow 3 , Hammer 4 , Bludau 5 und auf letztem gestützt Zondervan 6 , weiterhin
Sipman 7 und Peucker 8 . Auch einen Breusing hielt seine natürliche Verehrung
Mercators nicht ab, die Schwächen der Mercatorprojektion offen anzuerkennen. 9
Bartholomew, der der Mercatorprojektion auch nicht kritiklos gegenüberstand,
half sich im Challengerwerk und in andern Publikationen dadurch, daß er eine Pro
jektion anwandte, die als ,,Galls Stereographic Projection“ bezeichnet wird. 10 11 Dieser
Entwurf, ein zylindrisches Netz mit stereographisch geteilten Meridianen, korrigiert
gewissermaßen Länge und Breite der Mercatorprojektion, insofern beide Größen ver
kleinert werden, so daß am Äquator durch Parallelkreis und Meridian bereits längere
Rechtecke als bei Mercator erscheinen, die polwärts nur allmählich an Ausdehnung
gewinnen. Die deutschen ozeanographischen Arbeiten bevorzugen schon mehr die
flächentreuen Projektionen gegenüber der sonst dabei angewandten Mercatorprojektion. 11
Vor allem jedoch muß die Geologie flächentreue Projektionen anwenden, wenn sie
die Ausbreitung der verschiedenen Formationen zeigt. Geradezu abstoßend wirken
auf den denkenden Geographen historisch-geologische Karten in Mercatorprojektion,
die das Erdbild zu irgendeiner geologischen Zeitperiode veranschaulichen wollen.
Bei allen Gegenströmungen gegen den Gebrauch der Mercatorkarte mag nicht
übersehen werden, daß sie sich auch von dem Geographen, wenn es sich um die Ein
prägung ostwestlicher und nordsüdlicher Lagen von Orten und Ländern handelt,
mit Nutzen verwenden läßt. Darin hat die Mercatorkarte entschieden einen Vorzug,
der aber trotzdem die unnatürliche Flächenausdehnung der polwärts gelegenen Gegen
den und die dadurch bedingte Vernachlässigung der gewaltigen Tropengebiete nicht
wett macht.
1 M. Eckert: Neue Entwürfe für Erdkarten. P. M. 1906, S. 97, 98. — Die wissenschaftliche
Kartographie im Universitätsunterricht. Vortrag auf d. XVI. Deutschen Geographentag zu Nürn
berg. Berlin 1907, S. 226. — Zur Logik der Karte. Gaea 1909, S. 455.
2 S. Günther: Handbuch der Geophysik. 2. Aufi. Stuttgart 1897. I. S. 299.
3 D. Aitows Projektionen „Canevas dérivé“ auf den Blättern 3, 4 und 5 in F. Schräder,
Prudent und Anthoine: Atlas de géographie moderne. Paris 1890. — Vgl. hierüber auch E. Hammer
in P. M. 1892, S. 85.
4 E. Hammer mehr indirekt, indem er auf die Flächentreue geographischer Karten bei ver
schiedenen Gelegenheiten energisch hinweist.
5 A. Bludau: Über die Projektionen der Erdkarten. Geogr. Z. 1896, Bd. II, S. 510. Fernerhin
in Bludaus Neubearbeitung von Zöppritz’ Leitfaden der Kartenentwurfslehre. Leipzig. I. Bd.
1899, S. 142.
6 H. Zondervan: Allgemeine Kartenkunde. Leipzig 1901, S. 106.
7 Sipman in den Begleitworten zu seiner „Globuskarte“. Berlin 1907.
8 K. Peucker: Drei Thesen zum Aufbau der theoretischen Kartographie. Geogr. Z. 1902,
S. 66ff. — s. auch Anm. 2, S. 172.
9 A. Breusing: Das Verebnen der Kugeloberfläche. Leipzig 1892, S. 58, 59.
10 Vgl.: Scottish Geographical Magazine 1885. — Dass. 1890: Geological sketch map of
the world. — Dass. 1903: Map showing discoveries of Commander Pearys Expedition, 1900—1902.
11 O. Krümmel wandte bei den Karten zur „Reisebeschreibung der Planktonexpedition“
(Ergebnisse der Planktonexpedition, Bd. I A. Kiel u. Leipzig 1892) mittabstandstreue Netze an,
bei den Textkärtchen zu seinem „Handbuch der Ozeanographie“ einmal die flächentreue Azimutal
projektion von Lambert und sodann meine flächentreue Kreisringprojektion. G. Schott ließ die
Tiefenkarten des Atlantischen und Indischen Ozeans im „Valdiviawerk“ in Hammers flächentreuer
Projektion zeichnen. Auch bei neuern Publikationen verwendet Schott diese Projektion, wie bei
der „Wärmeverteilung in den Tiefen des Stillen Ozeans“ in Z. d. Ges. f. Erdkde. zu Berlin 1910. Taf. 2 u. 3.