Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die geographische Brauchbarkeit einiger Projektionen. 
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globen haben unstreitig viele Vorzüge. 1 Man wird sie da mit viel Nutzen gebrauchen, 
wo es sich darum handelt, geographische Erscheinungen zu veranschaulichen, die sich 
entweder allein auf das Land beziehen, wie Volksdichte, Keligionen, Industriezentren, 
Pflanzenprovinzen, Vulkanreihen 1 2 , oder nur auf das Meer, wie Meeresbodenbedeckung, 
Meerestiefen, Salzgehalt. Indessen lenkt die Darstellung der ozeanographischen 
Phänomene, wie Meeresströmungen, Meerestemperaturen usw. schon wegen des un 
unterbrochenen Zusammenhangs des Meerwassers mehr auf den Gebrauch ge 
schlossener Übersichtskarten hin. 3 Die Schwäche der Planiglobenzeichnung 
liegt insonderheit darin, daß sie das Erdbild, das eigentlich ein von der Natur gegebenes 
Ganze ist, zerreißt. Mit dem Erdbild werden aber zugleich auch viele geophysische, 
wirtschaftsgeographische und andere Erscheinungen zerrissen. Diese Tatsache hat 
gewiß auch H. Wagner empfunden, als er auf Karte 9 seines Methodischen Schul 
atlas das Verbreitungsgebiet der Malaien einzeichnete. Durch eine Erweiterung der 
Lambert sehen flächentreuen Azimutalprojektion komponierte er mit Preisgabe der 
Elächentreue einen Zusammenhang zwischen Ost- und Westhalbkugel. 
Das alles sind die Erwägungen, die mich zu der Auffindung neuer Projektionen 
hinführten, zu Projektionen, die gleichsam in der Mitte zwischen Mercator und den 
andern üblichen Erdkartenprojektionen stehen. Sie ergeben flächentreue Kartenbilder, 
die einmal bei Vermeidung des falschen Bildes der Mercatorprojektion und sodann 
bei möglichster Beibehaltung der der Erde eigentümlichen Größen und Lageverhält 
nisse zum Einträgen von wirtschafts- und andern geographischen Tatsachen auf allen 
Teilen des Erdbildes, besonders in den für die Kultur wichtigsten Teilen, den ge 
mäßigten Zonen, geeignet sind. 4 
72. Zur Verteidigung der Mercator-Sansonschen Projektion. Meine Kreis- 
ringprojektion bildet den Übergang von Mercator - Sanson zu andern flächen 
treuen Erdkarten. Mit Mercator-Sanson hat die Kreisringprojektion außer den 
1 Vgl. A. Bludau: Zur Abbildung der Halbkugeln. Z. d. Ges. f.Erdkde. zu Berlin 1895. XXX. 
2 Daß aber vulkanische Erscheinungen, junge Kettengebirge und Gebiete großer tektonischer 
Erdbeben sehr gut auf einer flächentreuen Karte dargestellt werden können, zeigt die Karte dieser 
Erscheinungen in Mollweide scher Projektion in dem Sammelwerke: Himmel und Erde; II. Bd. 
Unsere Erde; der Werdegang des Erdballs und seiner Lebewelt, seine Beschaffenheit und seine Hüllen; 
gemeinverst. dargestellt unter Mitwirkung von J. van Bebber und Kreichgauer von L. Waagen. 
S. 124. München, s. a. (1909). — Vgl. hierzu auch das, was ich über geologische Karten gesagt habe, 
oben S. 173. 
3 Vgl. die Kärtchen der Verbreitung der epilophischen Sedimente und der abyssischen Sedi 
mente in O. Krümmels Handbuch der Ozeanographie, Bd. I, Stuttgart 1907, S. 192 u. 193; desgl. 
die Kärtchen der thermischen Isanomalen der Meeresoberfläche, S. 405, und der Temperaturen in 
400 m Tiefe, S. 425. 
4 Vgl. des weitern meine Abhandlung Neue Entwürfe, a. a. O., S. 97—109. Die Projektion 
mit sinuslinigen Meridianen ist sowohl als Hand-, wie auch als Wandumrißkarte bei Wagner & Debes 
in Leipzig veröffentlicht worden. Die Wandumrißkarte, in 1 :20000000, ist in Eingradfeldern kon 
struiert, sie bietet in dieser Hinsicht neben vielem andern interessante Vergleichsmöglichkeiten mit 
der ebenfalls in Eingradfeldern und in 1 : 20000000 entworfenen Mercatorumrißkarte von H. Wagner 
bei J. Perthes in Gotha. — Wenn J. Frischauf glaubt, mir einen Widerspruch nachweisen zu 
können (Beiträge zur Landesaufnahme u. Kartographie. Leipzig u. Berlin 1919, S. 133), irrt er, 
denn ich habe lediglich von wirtschaftsgeographischem Standpunkte aus die neuen Projektionen 
entworfen und besonders betont, warum da der Raum zwischen 80° und 90° bedeutungslos ist. Es 
kommt doch ganz darauf an, was ich verglichen habe, und daß ich dies bewußt nicht zugunsten 
einer mathematischen Formel getan habe.
	        
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