lAUMlHffctil
MT
riTTTH
illlYimiM,.;!
186
Das Kartennetz.
Durch General 0. Schreiber war in der preußischen Landesaufnahme eine
rechnerische Methode ausgebildet worden, um die rechtwinkligen sphärischen Ko
ordinaten zunächst auf eine Kugel und alsdann von der Kugel auf eine Ebene abzu
bilden. Dieses Verfahren führt den Namen „konforme Doppelprojektion“. Die
Praktiker der preußischen Landesaufnahme schreiben ihm besondere Vorzüge zu
bei der Ausgleichung der Beobachtungsfehler im Dreiecknetz. Im einzelnen erfolgt
die Berechnung beim ersten Übergang (von Ellipsoid auf die Kugel) nach einem
Gaußschen Grundgedanken, beim zweiten Übergang (von der Kugel zur Ebene)
nach dem Gedanken der Mercatorprojektion. 1
77. Die Soldnersche Projektion. Wenn man die als rechtwinklig sphärische,
bzw. Soldnersche Koordinaten ausgedrückte horizontalen Strecken der x und y
unserer Dreieckspunkte (Bild 1) wie ebene rechtwinklige Koordinaten auf dem Papier
aufträgt, um danach großmaßstabige Karten zu konstruieren, sagt man, diese Karten
seien in Soldnerscher Projektion entworfen, obwohl eine Projektion im eigentlichen
bzw. üblichen Sinne nicht vorliegt.
Uns interessiert hier vorzugsweise die Anwendung dieser Abbildungsart auf
topographischen Karten. In der Hauptsache werden wir da zu Kartenwerken geführt,
die in Süddeutschland entstanden sind. Die großmaßstabigste ist die in 15572 Blättern
ausgeführte württembergische Flurkarte in 1 : 2500. 1 2 Die Elurkarten sind auf
dem sphärisch-rechtwinkligen Koordinatensystem aufgebaut. Statt Quadrant heißt
es für die Flurkarten Nordost-, Südost-, Südwest- und Nordwestregion. Die trapez
förmigen Erdoberflächenstücke, durch die sphärischen Koordinaten umrahmt, werden
von der Projektionsmitte aus nach N und nach S als Schichten bezeichnet und mit
römischen Zahlen beziffert und nach 0 und W als Beihen oder Nummern mit arabischer
Bezifferung. Bei der Übertragung der trapezförmigen Stücke, deren Längen zu je
4000 württembergischem Fuß — 1145,69 m angenommen worden sind, wurden sie
auf der Ebene als gleich große Quadrate abgebildet. 3 Je einem Quadrat entspricht eine
württembergische Flurkarte. Bei der ganzen Abbildungsart setzt man eine kugel
förmige Erdoberfläche voraus. Die Nichtberücksichtigung der Abplattung hat auf
die Karten eines so kleinen Landes wie Württemberg keinen Einfluß.
Die Trapeze der Kugel oder des Sphäroids durch Quadrate in der Kartenebene
nachzubilden, kann nur bis zu einer gewissen Grenze vom Meridian des Nullpunktes
aus nach 0 und W erfolgen; denn mit der Entfernung von der Kartenmitte werden die
trapezförmigen Stücke in der Natur etwas kleiner. Bei den württembergischen Blättern
des äußersten 0 und W entsprechen wohl noch die Nord- und Südränder den Ab
messungen auf der Kugel, aber die Ost- und Westränder sind um 0,06 mm zu lang.
1 Daher die nicht ganz passende Bezeichnung „Doppelprojektion“. Beide Vorgänge muß
man eben genau auseinanderhalten. Darum wird auch das Wesen dieser Abbildungsart selten richtig
erfaßt. Ich glaube nicht, daß derjenige ein klares Bild gewinnt, der die einschlägigen Kapitel in
E. Häntzschels „Erdsphäroid und seine Abbildung“, Leipzig 1903, durchstudiert hat. — Man
vgl. auch die Besprechung über Häntzschels Erdsphäroid von O. Galle in Z. d. Ges. f. Erdk. zu
Berlin 1904, S. 534ff.
2 Die Angaben hierüber hat A. Egerer, der Vorstand der topographischen Abteilung des
Württembergischen Statistischen Landesamtes in Stuttgart, in seiner Kartenkunde, a. a. O., gut
zusamm engestellt.
3 Ein Quadrat mit der Seitenlänge
1145,69-1000
2500
= 458,28 mm.