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Die Kartenaufnahme.
auf Jahre hinaus gehabt, und Koppe wäre der Mann dazu gewesen, eine solche Karte
zu schaffen. 1
Dem Geographen als Forschungsreisenden verdanken wir durch seine zahlreichen
Aufnahmen mit den einfachsten Instrumenten die Entschleierung des Weltbildes. Wo
heute noch kein Schritt des Landmessers widerhallt, hat schon vor Jahrzehnten der
Beisende das Dickicht unerschlossener Länder gelüftet und mannigfaltige und mühsam
aufgebaute Skizzen zu einem Kartenbild zusammengereiht. Dort nun, wo die Arbeit
bei der Aufnahme eines altern Kulturgebiets eingehender und sorgfältiger wird, hört
allgemein die topographische Arbeit des Geographen auf. Nimmt er an der Vermessung
des Geländes nicht direkt teil, kann er sich trotzdem für die Topographie nützlich er
weisen, indem er dem Topographen das Auge für wichtige, in der Erdgeschichte be
deutungsvolle Oberflächenformen schärfen hilft. So müßten beispielsweise die deutschen
topographischen Karten die einzelnen Terrassen der Ehein- und Moselgegend besser
als bisher veranschaulichen. Hier kann der Geograph belehrend eingreifen. Ganz
gleich, wie sich der Geograph neben dem Landmesser an dem topographischen Aufbau
des Terrainbildes beteiligt, ob direkt messend, oder wie es doch wohl meistens der Fall
sein wird, indirekt durch eine morphologische Belehrung, auf jeden Fall wird die Arbeit
für beide anregend und gewinnreich sein.
II. Geologie und topographische Karte.
87. Zusammenarbeit von Geologie und Topographie. Wie der morphologisch
geschulte Geograph vermag der Feldgeolog dem Topographen beratend beizustehen.
Die Forderung des Zusammenarbeiten von Geologie und Topographie reicht weit
über hundert Jahre zurück. J. G. Lehmann war es, der schon 1799 in der Form der
Berge einen Wegweiser zur Erforschung ihrer innern Beschaffenheit und derjenigen
Ereignisse erblickte, die sich dort zugetragen haben. 1 2 Will man die Bergformen ver
stehen, muß man ihre Entstehungsgeschichte wissen. Lehmann beruft sich auf Tylas,
der in der Mineralhistorie von Schweden S. 116 sagt: „Die Gestalt der Berge hänge
von ihren Steinarten ab.“ Später, 1835, hatte der württembergische Topograph Karl
Eduard Paulus nachgewiesen, w T ie die Formen des Gebirges durch die Gebirgsarten
bedingt werden, und daß die Geognosie die Seele der Topographie sei. 3 . Etwas jünger
sind die Untersuchungen des Ingenieurtopographen Heinrich Bach über die Gesteins
schichten als Hauptursachen der Gebirgsformen. 4 Die Theorie der Bergzeichnung auf
1 Vielleicht dringen die Ansichten über die Notwendigkeit einer topometrischen Grundkarte
in 1: 5000 so durch, daß die braunschweigische Landeskarte, die bis jetzt noch ein Torso ist, nicht
weiter in 1: 10000, sondern in 1: 5000 bearbeitet wird.
2 J. G. Lehmann: Darstellung einer neuen Theorie der Bezeichnung der schiefen Flächen im
Grundriß oder der Situationszeichnung der Berge. Leipzig 1799, S. 1, 7, 12, 13, 18 der Einleitung.
3 Vgl. H. Müller: Über den zweckmäßigsten Maßstab topographischer Karten. Ihre Her
stellung u. Genauigkeit unter Berücksichtigung der Verhältnisse und Bedürfnisse in Baden und Hessen.
Diss. Karlsruhe. Heidelberg 1913, S. 21, 22.
4 H. Bach: Die Theorie der Bergzeichnung in Verbindung mit Geognosie oder Anleitung zur
Bearbeitung und zum richtigen Verständnisse topographisch-geognostischer Karten, begründet auf
die Übereinstimmung des innern Schichtenbaus der verschiedenen Gesteinsarten mit ihrer Ober
fläche. Mit besonderer Berücksichtigung und Angabe der geognostischen Verhältnisse des südwest
lichen Deutschlands. Mit 23 Plänen und Karten. Stuttgart 1853. — Der langatmige Titel gibt schon
hinreichend Aufschluß über das, was Bach will. Ganz hat er es nicht erreicht, auch fehlte ihm bei