Die großmaßstabigen Karten einzelner Länder.
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die Darstellungsmethoden der Höhenverhältnisse und den Entwurf von Schicht
linienkarten untersucht und versucht, die Beziehungen nachzuweisen, in denen der
artige Aufnahmen mit wichtigen Fragen der Orographie, der Geologie, der Pflanzen
geographie und der gesamten Landeskultur stehen. 1 Ähnlich wie sich C. Vogel über
die Bedeutung der deutschen Meßtischblätter für den Zivilingenieur äußerte, urteilte
H. Siegfried fast zu gleicher Zeit bei der Herausgabe der Schweizer Aufnahmen
in 1 : 25000. 2
IV. Die großmaßstabigen Karten einzelner Länder.
93. Die großmaßstabigen Karten außerdeutscher Länder. Die rapide Entwicklung
und damit zusammenhängend die weitgehenden Ansprüche der Wirtschaft und Kultur
technik, insbesondere die neuern Bestrebungen, Wasserstraßen und Wasserkräfte
nutzbar zu machen und last not least die steigende Bevölkerungsdichte haben den
noch vor einem Menschenalter allseitig begehrten Maßstab 1 : 25000 für topographische
Karten überwunden, nicht in allen Ländern, nur in wenigen hochkultivierten Ländern,
unter denen Deutschland voransteht, wenn auch Großbritannien und Irland die
Länder sind, die zuerst einheitliche Karten großen Maßstabs gehabt haben, was aus
der kulturhistorischen Entwicklung Englands heraus zu erklären ist, befördert durch
die günstige Verteilung des Kulturbodens, die frühzeitige Entwicklung vom Agrar-
zum Industriestaat und die verhältnismäßige Kleinheit und Geschlossenheit des
Landgebietes gegenüber den bedeutendem kontinentalen Keichen. England liegt
schon seit 1890 in dem Maßstab 1 : 2500 vollständig kartiert vor. Diese Gemeinde
oder Katasterkarten, „Maps of parishes“, bedecken weiter einen großen Teil von
Schottland und in Irland lediglich das Dubliner Gebiet. Die Neuausgaben dieser
Karten erscheinen in Buntdruck, Situation schwarz, Gewässer blau, Straßen braun,
Baulichkeiten rot; ihre Evidenthaltung ist eine gewaltige Aufgabe der britischen
Katasterkartographie. Leider fehlen ihnen die Höhenangaben, bzw. Höhenschichten,
die uns erfreulicherweise auf den Grafschaftskarten ,,Maps of counties“ in 1 : 10560
mit dem Abstand von 25 engl. Fuß = 7,6 m entgegentreten. Über 25000 Blätter
zählen die Grafschaftskarten oder ,,6 inch county maps“, 6 Zoll = 1 engl. Meile.
Frankreich, das vor hundert und mehr Jahren so rüstig an Neuaufnahmen
heranging, und für seine Zeit glänzende Kesultate erzielt hat, ist in den letzten Jahr
zehnten nicht so recht vom Fleck gekommen. Damit sage ich den Franzosen nichts
Neues. Wie stolz war man früher auf die Generalstabskarte und doch mußte man
in der Kammer im September 1920 eingestehen: ,,Mais, de toute façon, la carte d’état-
major a vieilli et doit être remplacée.“ Sie wissen das selbst zur Genüge, aber bis
jetzt haben sie noch keine durchgreifenden Maßnahmen zur Abänderung ergriffen.
Seit 1897 ist die Neuaufnahme in 1:10000 im Gange; für die Gebirgsgegenden ist
sie in 1 : 20000 vorgesehen. Doch schreitet sie nicht in der Weise vorwärts, daß bald
ein gedeihlicher Abschluß des Werkes zu erhoffen wäre. Die französischen Kataster
aufnahmen sind nach Alter und Wert außerordentlich verschieden. Nach eigener
Beurteilung an Ort und Stelle fand ich viele so veraltet, daß eine Neuaufnahme höchste
Zeit ist. Die alte Katastrierung war 1850 vollendet, 1890 entschied sich die fran-
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1 K. Koristka: Studien üb. d. Methoden u. d. Benützung hypsometrischer Arbeiten, nach
gewiesen an den Niveauverhältnissen der Umgebungen v. Prag. Ein neuer Beitrag zur Geodäsie u.
zur Orographie. Mit 2 Niveaukarten. Gotha 1858.
2 H. Siegfried, a. a. O., S. 26.