Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Kartennufnahme. 
zösische Regierung für eine neue Katastervermessung, die jedoch erst 1906 richtig 
in Fluß kam. Die Arbeit ging aber kaum in der gewünschten Weise voran. Eine 
große. Stockung brachte 1914 der Krieg. Nach dem Kammerbericht vom 5. Sept. 
1920 soll der Service géographique die Aufnahme wieder energisch in die Hand nehmen. 
In Belgien ist vor mehreren Jahrzehnten eine genaue Landesaufnahme in 
I : 10000 durchgeführt worden, und Holland besitzt schon seit geraumer Zeit Spezial 
karten für wasserwirtschaftliche Zwecke in 1 : 10000. Daneben treffen wir auf 
Katasterkarten in großem Maßstäben. Für Norditalien ist die Aufnahme und Heraus 
gabe eines Kartenwerkes in 1 : 10000 geplant. Österreich hatte in Erkenntnis der 
Unzulänglichkeit der Karte 1 : 25000 eine „Präzisionsaufnahme“ in 1 : 10000 geplant, 
aber wegen der damit verbundenen hohen Kosten, langen Zeit und vermehrten Arbeits 
kräften nicht ausgeführt, zugleich auch in dem Bewußtsein, daß mit der Neuaufnahme 
den Bedürfnissen der Technik und Wirtschaft noch nicht so gedient ist, wie man 
ursprünglich erhoffte. Merkwürdigerweise hatte man dazu weder die alten „Katastral- 
mappen“ in 1 : 2880 (40 Klafter — 1 Zoll) noch die neuern in 1 : 2500 und großem 
Maßstäben zugrunde gelegt. Bei der heutigen Beschneidung des ehemaligen öster 
reichischen Gebietes dürfte von dem Militärgeographischen Institut in Wien eine 
Karte großen Maßstabes bald in Angriff genommen werden, am besten im Anschluß 
an das geplante bzw. zu planende deutsche große Grundkartenwerk. 
In der Schweiz hat man gleichfalls das Ungenügende der Karte 1 : 25000 für 
kulturelle Zwecke eingesehen und ist hier vor allen Dingen mit der Benovierung des 
gesamten Katasters beschäftigt, die 1910 begomien hat, hauptsächlich mit der Grund 
buchvermessung in den Maßstäben 1 : 200 bis 1 : 10000. Der Gebrauch der vielerlei 
Maßstäbe ist indessen nicht gut; man vermißt die Einheitlichkeit des Planes. 
Ansätze zu großen einheitlichen Kartenwerken, die über die Maßstäbe 1 : 25000 
und 1 : 20000 hinausgehen, befinden sich erst im Status nascendi bei den andern 
europäischen Staaten, geschweige denn bei den außereuropäischen. Daß Däne 
mark Katasterkarten besitzt, desgl. auch Schweden, Norwegen und Spanien für gut 
angebaute Gegenden, in dieser Hinsicht katasterähnliche Karten in beschränktem 
Maße selbst amerikanische Länder, Südafrika, Nordafrika, Australien, Vorderindien, 
Siam 1 , Ostasien, braucht hier des nähern nicht ausgeführt werden. Insbesondere 
ist Südamerika, wo bis jetzt l°/ 0 des Landes in Kultur stehen und in kurzer Zeit 10 
bis 20°/o> d. h. 2—3 Millionen Quadratkilometer Land zu Ackerbau und Forstwirt 
schaft benutzt werden können, gezwungen, für die Regelung der Besitz- und Be 
steuerungsverhältnisse ein Kataster zu schaffen. 1 2 Der älteste Kataster dürfte auf 
die alten ägyptischen Landmesser zurückgehen. 3 1906 ist die neue Katasteraufnahme 
in 1 : 2500 und 1 : 4000 durch die Engländer vollendet worden. 4 1 : 4000 ist derselbe 
Maßstab, der bei der Steuervermessung in Indien und Siam angewandt wird. 
94. Die großmaßstabigen Karten der deutschen Länder. Innerhalb Deutsch 
lands finden wir nicht bloß seit längerer Zeit gute Ansätze zur Aufnahme von groß- 
1 Siam hat Katasterkarten in 1:4000 aufnehmen lassen. Vgl. M. Groll: Die topographische 
Landesaufnahme von Siam. S.-A. aus der Z. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin 1913. 
2 Von nordamerikanischen Katasterkarten sind die größerer Stadtbezirke bemerkenswert, wie 
die von City of St. Louis, Mo. und City of Baltimore, Md. in 1: 2400. 
3 Vgl. H. G. Lyons: The cadastral survey of Egypt 1892—1907. Cairo 1908. 
4 Vgl. H. G. Lyons Bericht in „Egypt. A report on the work of the survey department in 1906. 
Cairo 1906. — Dazu E. Hammers Lit.-Ber. in P. M. 1908, S. 58, 59.
	        
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